Nach genau vier Wochen sind wir wieder hier in Sucre. Wir hatten das eh schon für dieses Wochenende geplant und dann hat es auch noch so geschickt gepasst, weil die Lehrer auch wieder nach Sucre gefahren sind, um ihr Gehalt abzuholen. So konnten wir dann wieder schon am Donnerstag fahren, weil am Freitag eh kein Unterricht war. Wir hatten jetzt also schon gut zwei Tage in der Stadt hier und haben schon einige Dinge erledigt, obwohl unser Lebensmitteleinkauf noch für heute ansteht. Ich habe mir gestern zum Beispiel eine sehr schöne Handtasche gekauft und wir waren schon ein paar mal richtig leckere Hugos(frisch gepresste Fruchtsäfte) trinken. Außerdem war es doch auch wieder sehr schön, mal wieder ins Internet zu können. Insgesamt genieße ich die Internetfreie Zeit, aber als es dann auf dieses Wochenende zuging habe ich ihm doch immer mehr entgegen gefiebert. In Alcalá ist man eben echt ziemlich ab vom Schuss und bekommt nicht viel mit, was so in der Welt passiert - mal davon abgesehen vom Kontakt zu Family und Freunden.
Die vergangenen beiden Wochen in Alcalá sind mehr oder weniger so abgelaufen wie die vorangegangenen. Vormittags sind wir unserer Arbeit nachgegangen und dann irgendwann gegen Abend habe ich mir mit Ina zusammen was leckeres zu essen gemacht - wir dürfen jetzt ja selber kochen!
Außerdem haben wir den ersten Regen in Alcalá erlebt mit Gewitter und Hagel. Danach waren die Straßen eine Zeit lang überflutet und wir konnten einen ersten Eindruck davon bekommen wie es während der Regenzeit ist. Infolge eines Gewitters hatten wir auch einen Tag lang Stromausfall und es war ein ganz anderes Bild Alcalá mal komplett dunkel zu erleben.
Letzten Mittwoch hatte ich dann noch einen etwas aufregenden Tag im Kindi, weil meine Erzieherin schon um halb elf nach Sucre gefahren ist und ich die letzten anderthalb Stunden allein mit den Kindern war. Hat aber alles gut geklappt und war auch eigentlich ganz schön zu erleben, dass die Erzieherin mir das zu- und anvertraut.
So, jetzt muss ich aber Schluss machen. Wir müssen los zur Flota. Vielleicht kann ich nächstes Mal noch ein paar Bilder hochladen.
Seiten
Herzlich Willkommen!
Liebe Besucher,
dieser Blog soll mir in den nächsten 12 Monaten - und vielleicht auch darüber hinaus - als Plattform dienen, um euch über meine Erlebnisse und Erfahrungen in Bolivien zu berichten. Schnuppert doch einfach mal rein.Viel Spaß beim Lesen!
Sonntag, 14. Oktober 2012
Freitag, 12. Oktober 2012
Ungewohnte Abläufe werden zum Alltag
(Eintrag vom 30. September 2012)
Es ist wieder Zeit zu berichten, was die letzten zwei Wochen
so passiert ist. Insgesamt merke ich, dass ich mich ziemlich eingelebt habe und
die Tagesabläufe zur Normalität werden. So gibt es gar nicht so viel Neues zu
erzählen, aber mal überlegen…
Die Woche ist dann ziemlich normal verlaufen – so normal sie
eben in Bolivien verlaufen kann, denn am Mittwochabend hat ja bereits die
Geburtstagsfeier des Ortes Alcalá begonnen. Darüber habe ich ja schon ein
bisschen berichtet.
Im Kindergarten war dieser Tag bereits am Mittwoch gefeiert
worden, denn am Freitag waren auch sie beim Schulprogramm dabei. Dort gab es
zur Feier des Tages ein richtiges Mittagsmahl mit Hühnchenfleisch (was sonst
eher selten ist), Kartoffeln und Reis. Und anschließend gab es dann noch ein
Glas Cola. Über das Fleisch haben sich zwar alle gefreut, aber eigentlich war
es total übertrieben, weil es für die Kleinen eine viel zu große Portion war.
Insgesamt ist hier der Umgang mit Süßigkeiten ganz anders.
Die meisten Kinder haben im Kindergarten immer nur was Süßes dabei und in der
Schule kann man auch hauptsächlich Popcorn und Eis kaufen. Aber vor allem am
Tag der Schüler fand ich es in der Escuela echt ziemlich krass, dass die
Schüler noch so viel Süßkram geschenkt bekommen, anstatt vielleicht ein paar
nützliche Sachen oder Obst etc..
Die letzte Woche war dann eigentlich echt schon totaler
Alltag und es war zum ersten Mal von Montag bis Freitag durchgehend Unterricht.
So habe ich dann auch zum ersten Mal freitags in der Escuela richtigen
Unterricht miterlebt. Das war ziemlich anders als in meiner Montags-Klasse,
weil die Schüler mich gleich zum Mitschreiben aufgefordert haben und dadurch
meine Rolle ganz anders ist, aber trotzdem hat es ziemlich Spaß gemacht. Die
Lehrerin hatte auf mich bis jetzt immer einen ziemlich chaotischen und nicht
durchsetzungsunfähigen Eindruck gemacht, aber als ich sie jetzt wirklich im Unterricht
erlebt habe, war es eigentlich ok.
Meine Freitags-Klasse am "Día de los Estudiantes" (es fehlen ein paar Schüler) |
Dieses Wochenende war ich hier alleine mit Ina, weil alle
anderen ausgeflogen waren. Da wir jetzt ja eh ab Oktober selbst kochen dürfen,
haben wir das Wochenende schon gleich damit angefangen und haben uns auch sonst
ziemlich gemütliche, aber nicht „zu faule“ Tage gemacht.
Am
Samstagmittag sind wir zum Hof von Carlos und Reina, zwei taubstummen
Jugendlichen, die in der Nähe von Alcalá wohnen, gelaufen. Inas Aufgabe besteht
darin sich mehrmals die Woche mit ihnen zu treffen, um mit ihnen zu lernen,
aber auch um sie mehr in das soziale Leben einzubinden. Am Freitag hatte Carlos
seinen 15. Geburtstag und der wird hier in Bolivien ziemlich groß gefeiert.
Dazu haben wir die beiden zu einem Kaffeetrinken bei uns in
der Küche eingeladen und am Samstag wollten wir dann nochmal zum Hof kommen,
weil auch noch eine Schwester aus Sucre zu Besuch war. Als wir dort ankamen,
war allerdings niemand zuhause und so sind wir unverrichteter Dinge wieder
gegangen und haben nur unseren Kuchen dort gelassen.
Heute, am Sonntag, haben wir ziemlich fleißig im Garten
gearbeitet. Dieser gehört zum Hostel und heute Morgen haben wir uns von unserem
Hostelvater einen Bereich zeigen lassen, in dem wir Gemüse anpflanzen dürfen.
Dieses Stück mussten wir allerdings erst mal frei räumen und umgraben und so
haben wir heute gut drei Stunden dort verbracht. Zwar sind wir noch nicht ganz
fertig, aber wir sind doch ein gutes Stück vorwärts gekommen, wie wir finden.
Voher... |
...und nachher. |
Wie die Zeit vergeht: 1/12 ist schon vorbei!
Heute ist der 22. September 2012 und vor genau einem Monat
hat meine Abenteuerreise nach Bolivien begonnen. Einerseits kommt es mir so
vor, als sei ich schon viel länger hier, aber andererseits ist die Zeit
wirklich wie im Flug vergangen. Und schon jetzt kann ich mit ziemlicher
Sicherheit sagen, dass ich mit einem völlig veränderten Weltbild, einem ganz
neuen Blick nach Deutschland zurückkehren werde. Ich fühle mich wohl hier und
freue mich auf die noch vor mir liegenden 11 Monate, aber das Leben ist hier in
vielerlei Hinsicht so anders als unseres in Deutschland. Und damit meine ich
nicht nur den Lebensstandard. Sondern auch die Lebensform und die Einstellung
zu den Dingen. Diese Einstellung geht teilweise von der Bevölkerung, aber
gerade bei meinem folgenden Beispiel ist es auch etwas, das sich schnell auf
uns Freiwilligen übertragen hat oder eben von ganz alleine zu den anderen
Umständen hier dazu gehört. Ich möchte ein Beispiel bringen, über das wir uns kürzlich
noch unterhalten haben: der Umgang mit und die Wahrnehmung der Zeit.
Alcalá liegt etwa 170 Kilometer entfernt von Sucre. In
Deutschland braucht man für diese Strecke, über gut ausgebaute Autobahnen
vielleicht anderthalb Stunden. Eigentlich nicht lange. Aber wie oft fährt man
das schon? Einmal im Monat? Vielleicht zweimal?! (Wenn man nicht gerade
geschäftlich unterwegs ist.)
Von Alcalá nach Sucre brauchen wir wenn‘s gut läuft mit der
Flota knapp vier Stunden. Wie oft würden wir uns in Deutschland überlegen, ob
sich die Fahrt lohnt. „Vier Stunden im Auto! Vielleicht doch lieber nicht?!“
Ich kann aus ganz persönlicher Erfahrung berichten: Zu meinen Großeltern fahren
wir auch etwa vier Stunden, vielleicht etwas mehr… Und wie oft besuchen wir
sie? Zweimal im Jahr. Wenn‘s hoch kommt vielleicht dreimal.
Hier überlegen wir nicht lange, ob wir nach Sucre fahren.
Einmal im Monat haben wir die Übernachtung im Hostel frei und diese nutzen wir
dann auch. Einfach, um mal wieder in die Stadt zu kommen, einige Besorgungen zu
machen, vielleicht die Freiwilligen aus den anderen Einsatzorten treffen… Und
was sind schon vier Stunden in einem staubigen Bus? – nichts wenn man bedenkt,
dass wir von Santa Cruz nach Sucre gut 14 Stunden gebraucht haben.
Natürlich kommt auch der finanzielle Aspekt hinzu. Die
Busfahrt nach Sucre kostet uns 20-25 Bolivianos, das sind etwas mehr als 2€ –
also nicht zu vergleichen mit den Preisen in Deutschland! Aber dieser
Unterschied ist ja wieder nur für uns Deutsche/Europäer ersichtlich. Die
wenigsten Alcaleños können es sich leisten, regelmäßig nach Sucre zu fahren.
Was ich aber eigentlich sagen will, ist, dass es in
Deutschland immer um die Frage geht: „Lohnt es sich? Könnte ich die Zeit nicht
irgendwie besser einteilen?“. Hier bekommt man irgendwie eine ganz andere und
neue Einstellung dazu. Dann sitzt man eben vier Stunden in der Flota und hat
nur anderthalb Tage in Sucre, aber was soll‘s. Oder die Flota kommt eben zwei
Stunden später als gedacht oder die Fahrt dauert plötzlich sieben Stunden oder
oder oder…
Und so ist es mit allen Sachen hier. Man kann locker eine
Viertelstunde später als verabredet kommen, was macht das schon aus? Und es
macht doch wirklich nichts aus! Wir Deutschen und vielleicht auch insgesamt wir
Europäer machen uns selbst immer viel zu viel Stress. Wir wollen (und müssen
vielleicht manchmal auch) alle Termine einhalten – es gibt ja schließlich Werte
wie Pünktlichkeit und Verlässlichkeit. Aber dabei vergessen wir zu leben! Wie viele junge Leute
leiden bei uns bereits am Burn Out?!
Hier lernt man zu warten, in gewissen Punkten gelassener zu
werden und vor allem nicht immer der Zeit hinterher zu laufen, sondern das
Leben mit all seinen Augenblicken zu genießen!!!
Damit beende ich jetzt meine Philosophiestunde und melde
mich bald wieder mit Neuigkeiten aus Bolivien.
(Eintrag vom 22. September 2012)
55 Jahre Alcalá
Kaum sind wir von der Fiesta in Sucre zurück, steigt in unserm eigenen Dorf die nächste. Es ist die Feier zum 55. Geburtstag des Municipios Alcalá. Bereits am Mittwochabend hat das Ganze mit einem Kerzenzug der Schüler, einigen kurzen Eröffnungsreden und weiterem Programm begonnen.
Am Dienstagmorgen ging es dann bereits um sechs Uhr in der
Früh weiter mit dem offiziellen Hissen der Stadtflagge. Ganz so früh war ich
noch nicht auf den Beinen, aber bereits kurze Zeit später war ich mit der
Erzieherin verabredet um ihr bei den Vorbereitungen für den Essensverkauf zu
helfen. Als ich aus dem Hostel rauskam, viel mein Blick sofort auf die Fahnen,
die tatsächlich an so gut wie jedem Haus hingen. Gemeinsam haben wir
„Essensmärkchen“ vorbereitet und Tische und Stühle auf die Plaza getragen.
Später haben dort dann die Kindergartenmütter Suppe und „Pikante“ verkauft;
aber auch eine leckere Sahnetorte war zu haben. Da ich beim Verkauf nicht
wirklich eine Aufgabe hatte, habe ich gemeinsam mit den anderen auf der Plaza
gesessen und zunächst den Umzug der Schulen und sonstigen Organisationen
verfolgt.
Nachmittags waren wir die meiste Zeit im Hostel, weil es
keinen speziellen Programmpunkt mehr gab. Erst gegen Abend sind wir nochmal auf
die Straße gegangen. Und natürlich sind wir gleich der Musikgruppe mit Trommeln
und Panflöten über den Weg gelaufen und wir „Gringas“ wurden schneller zum
Tanzen aufgefordert, als wir gucken konnten. Ich hatte zuerst eigentlich keine
Lust mit einem wildfremden Bolivianer zu tanzen, aber letztendlich war es doch
sehr witzig, weil alles ganz einfach und ungezwungen war. Es war auch weniger
tanzen, als einfach durch die Straßen hüpfen und laufen.
Abends haben wir noch zugeschaut wie Nathalie mit ihren
Schülern einen Tanz vorgeführt hat. War echt cool, aber ganz nach
bolivianischen Gewohnheiten mal wieder nicht zur angegebenen UhrzeitJ.
Offiziell gab es noch Programm bis Freitagnachmittag, aber
davon haben wir kaum noch was mitgekriegt, weil das meiste auf dem Sportplatz –
und nicht mehr auf der Plaza – stattgefunden hat.
Abonnieren
Posts (Atom)