Herzlich Willkommen!

Liebe Besucher,
dieser Blog soll mir in den nächsten 12 Monaten - und vielleicht auch darüber hinaus - als Plattform dienen, um euch über meine Erlebnisse und Erfahrungen in Bolivien zu berichten. Schnuppert doch einfach mal rein.Viel Spaß beim Lesen!

Sonntag, 14. Oktober 2012

Nach genau vier Wochen sind wir wieder hier in Sucre. Wir hatten das eh schon für dieses Wochenende geplant und dann hat es auch noch so geschickt gepasst, weil die Lehrer auch wieder nach Sucre gefahren sind, um ihr Gehalt abzuholen. So konnten wir dann wieder schon am Donnerstag fahren, weil am Freitag eh kein Unterricht war. Wir hatten jetzt also schon gut zwei Tage in der Stadt hier und haben schon einige Dinge erledigt, obwohl unser Lebensmitteleinkauf noch für heute ansteht. Ich habe mir gestern zum Beispiel eine sehr schöne Handtasche gekauft und wir waren schon ein paar mal richtig leckere Hugos(frisch gepresste Fruchtsäfte) trinken. Außerdem war es doch auch wieder sehr schön, mal wieder ins Internet zu können. Insgesamt genieße ich die Internetfreie Zeit, aber als es dann auf dieses Wochenende zuging habe ich ihm doch immer mehr entgegen gefiebert. In Alcalá ist man eben echt ziemlich ab vom Schuss und bekommt nicht viel mit, was so in der Welt passiert - mal davon abgesehen vom Kontakt zu Family und Freunden.

Die vergangenen beiden Wochen in Alcalá sind mehr oder weniger so abgelaufen wie die vorangegangenen. Vormittags sind wir unserer Arbeit nachgegangen und dann irgendwann gegen Abend habe ich mir mit Ina zusammen was leckeres zu essen gemacht - wir dürfen jetzt ja selber kochen!

Außerdem haben wir den ersten Regen in Alcalá erlebt mit Gewitter und Hagel. Danach waren die Straßen eine Zeit lang überflutet und wir konnten einen ersten Eindruck davon bekommen wie es während der Regenzeit ist. Infolge eines Gewitters hatten wir auch einen Tag lang Stromausfall und es war ein ganz anderes Bild Alcalá mal komplett dunkel zu erleben.

Letzten Mittwoch hatte ich dann noch einen etwas aufregenden Tag im Kindi, weil meine Erzieherin schon um halb elf nach Sucre gefahren ist und ich die letzten anderthalb Stunden allein mit den Kindern war. Hat aber alles gut geklappt und war auch eigentlich ganz schön zu erleben, dass die Erzieherin mir das zu- und anvertraut.

So, jetzt muss ich aber Schluss machen. Wir müssen los zur Flota. Vielleicht kann ich nächstes Mal noch ein paar Bilder hochladen.




Freitag, 12. Oktober 2012

Ungewohnte Abläufe werden zum Alltag


(Eintrag vom 30. September 2012)


Es ist wieder Zeit zu berichten, was die letzten zwei Wochen so passiert ist. Insgesamt merke ich, dass ich mich ziemlich eingelebt habe und die Tagesabläufe zur Normalität werden. So gibt es gar nicht so viel Neues zu erzählen, aber mal überlegen…

Die Woche ist dann ziemlich normal verlaufen – so normal sie eben in Bolivien verlaufen kann, denn am Mittwochabend hat ja bereits die Geburtstagsfeier des Ortes Alcalá begonnen. Darüber habe ich ja schon ein bisschen berichtet.

Am Freitag, war dann auch noch el  „Día de los Estudiantes“, der Tag der Schüler. An diesem besonderen Tag waren die Schüler zwar in der Schule, es fand jedoch kein Unterricht statt, sondern es war alles auf Party abgestimmt. Zuerst gab es in jeder Klasse eine riesige Sahnetorte und die Schüler wurden zusätzlich noch mit Süßigkeiten beschenkt und anschließend gab es Programm auf dem Schulhof. Die Lehrer hatten Tänze vorbereitet und zwischendurch gab es immer wieder Spiele für die Schüler (wie Wettessen mit Süßigkeiten(!!!), aber auch Eierlaufen mit Wasserbomben).





Im Kindergarten war dieser Tag bereits am Mittwoch gefeiert worden, denn am Freitag waren auch sie beim Schulprogramm dabei. Dort gab es zur Feier des Tages ein richtiges Mittagsmahl mit Hühnchenfleisch (was sonst eher selten ist), Kartoffeln und Reis. Und anschließend gab es dann noch ein Glas Cola. Über das Fleisch haben sich zwar alle gefreut, aber eigentlich war es total übertrieben, weil es für die Kleinen eine viel zu große Portion war.
Insgesamt ist hier der Umgang mit Süßigkeiten ganz anders. Die meisten Kinder haben im Kindergarten immer nur was Süßes dabei und in der Schule kann man auch hauptsächlich Popcorn und Eis kaufen. Aber vor allem am Tag der Schüler fand ich es in der Escuela echt ziemlich krass, dass die Schüler noch so viel Süßkram geschenkt bekommen, anstatt vielleicht ein paar nützliche Sachen oder Obst etc..


Die letzte Woche war dann eigentlich echt schon totaler Alltag und es war zum ersten Mal von Montag bis Freitag durchgehend Unterricht. So habe ich dann auch zum ersten Mal freitags in der Escuela richtigen Unterricht miterlebt. Das war ziemlich anders als in meiner Montags-Klasse, weil die Schüler mich gleich zum Mitschreiben aufgefordert haben und dadurch meine Rolle ganz anders ist, aber trotzdem hat es ziemlich Spaß gemacht. Die Lehrerin hatte auf mich bis jetzt immer einen ziemlich chaotischen und nicht durchsetzungsunfähigen Eindruck gemacht, aber als ich sie jetzt wirklich im Unterricht erlebt habe, war es eigentlich ok.

Meine Freitags-Klasse am "Día de los Estudiantes" (es fehlen ein paar Schüler)
Dieses Wochenende war ich hier alleine mit Ina, weil alle anderen ausgeflogen waren. Da wir jetzt ja eh ab Oktober selbst kochen dürfen, haben wir das Wochenende schon gleich damit angefangen und haben uns auch sonst ziemlich gemütliche, aber nicht „zu faule“ Tage gemacht.
Am Samstagmittag sind wir zum Hof von Carlos und Reina, zwei taubstummen Jugendlichen, die in der Nähe von Alcalá wohnen, gelaufen. Inas Aufgabe besteht darin sich mehrmals die Woche mit ihnen zu treffen, um mit ihnen zu lernen, aber auch um sie mehr in das soziale Leben einzubinden. Am Freitag hatte Carlos seinen 15. Geburtstag und der wird hier in Bolivien ziemlich groß gefeiert. 



Dazu haben wir die beiden zu einem Kaffeetrinken bei uns in der Küche eingeladen und am Samstag wollten wir dann nochmal zum Hof kommen, weil auch noch eine Schwester aus Sucre zu Besuch war. Als wir dort ankamen, war allerdings niemand zuhause und so sind wir unverrichteter Dinge wieder gegangen und haben nur unseren Kuchen dort gelassen.

Heute, am Sonntag, haben wir ziemlich fleißig im Garten gearbeitet. Dieser gehört zum Hostel und heute Morgen haben wir uns von unserem Hostelvater einen Bereich zeigen lassen, in dem wir Gemüse anpflanzen dürfen. Dieses Stück mussten wir allerdings erst mal frei räumen und umgraben und so haben wir heute gut drei Stunden dort verbracht. Zwar sind wir noch nicht ganz fertig, aber wir sind doch ein gutes Stück vorwärts gekommen, wie wir finden.

Voher...

...und nachher.







Wie die Zeit vergeht: 1/12 ist schon vorbei!



Heute ist der 22. September 2012 und vor genau einem Monat hat meine Abenteuerreise nach Bolivien begonnen. Einerseits kommt es mir so vor, als sei ich schon viel länger hier, aber andererseits ist die Zeit wirklich wie im Flug vergangen. Und schon jetzt kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ich mit einem völlig veränderten Weltbild, einem ganz neuen Blick nach Deutschland zurückkehren werde. Ich fühle mich wohl hier und freue mich auf die noch vor mir liegenden 11 Monate, aber das Leben ist hier in vielerlei Hinsicht so anders als unseres in Deutschland. Und damit meine ich nicht nur den Lebensstandard. Sondern auch die Lebensform und die Einstellung zu den Dingen. Diese Einstellung geht teilweise von der Bevölkerung, aber gerade bei meinem folgenden Beispiel ist es auch etwas, das sich schnell auf uns Freiwilligen übertragen hat oder eben von ganz alleine zu den anderen Umständen hier dazu gehört. Ich möchte ein Beispiel bringen, über das wir uns kürzlich noch unterhalten haben: der Umgang mit und die Wahrnehmung der Zeit.
Alcalá liegt etwa 170 Kilometer entfernt von Sucre. In Deutschland braucht man für diese Strecke, über gut ausgebaute Autobahnen vielleicht anderthalb Stunden. Eigentlich nicht lange. Aber wie oft fährt man das schon? Einmal im Monat? Vielleicht zweimal?! (Wenn man nicht gerade geschäftlich unterwegs ist.)
Von Alcalá nach Sucre brauchen wir wenn‘s gut läuft mit der Flota knapp vier Stunden. Wie oft würden wir uns in Deutschland überlegen, ob sich die Fahrt lohnt. „Vier Stunden im Auto! Vielleicht doch lieber nicht?!“ Ich kann aus ganz persönlicher Erfahrung berichten: Zu meinen Großeltern fahren wir auch etwa vier Stunden, vielleicht etwas mehr… Und wie oft besuchen wir sie? Zweimal im Jahr. Wenn‘s hoch kommt vielleicht dreimal.
Hier überlegen wir nicht lange, ob wir nach Sucre fahren. Einmal im Monat haben wir die Übernachtung im Hostel frei und diese nutzen wir dann auch. Einfach, um mal wieder in die Stadt zu kommen, einige Besorgungen zu machen, vielleicht die Freiwilligen aus den anderen Einsatzorten treffen… Und was sind schon vier Stunden in einem staubigen Bus? – nichts wenn man bedenkt, dass wir von Santa Cruz nach Sucre gut 14 Stunden gebraucht haben.
Natürlich kommt auch der finanzielle Aspekt hinzu. Die Busfahrt nach Sucre kostet uns 20-25 Bolivianos, das sind etwas mehr als 2€ – also nicht zu vergleichen mit den Preisen in Deutschland! Aber dieser Unterschied ist ja wieder nur für uns Deutsche/Europäer ersichtlich. Die wenigsten Alcaleños können es sich leisten, regelmäßig nach Sucre zu fahren.
Was ich aber eigentlich sagen will, ist, dass es in Deutschland immer um die Frage geht: „Lohnt es sich? Könnte ich die Zeit nicht irgendwie besser einteilen?“. Hier bekommt man irgendwie eine ganz andere und neue Einstellung dazu. Dann sitzt man eben vier Stunden in der Flota und hat nur anderthalb Tage in Sucre, aber was soll‘s. Oder die Flota kommt eben zwei Stunden später als gedacht oder die Fahrt dauert plötzlich sieben Stunden oder oder oder…
Und so ist es mit allen Sachen hier. Man kann locker eine Viertelstunde später als verabredet kommen, was macht das schon aus? Und es macht doch wirklich nichts aus! Wir Deutschen und vielleicht auch insgesamt wir Europäer machen uns selbst immer viel zu viel Stress. Wir wollen (und müssen vielleicht manchmal auch) alle Termine einhalten – es gibt ja schließlich Werte wie Pünktlichkeit und Verlässlichkeit. Aber dabei  vergessen wir zu leben! Wie viele junge Leute leiden bei uns bereits am Burn Out?!  
Hier lernt man zu warten, in gewissen Punkten gelassener zu werden und vor allem nicht immer der Zeit hinterher zu laufen, sondern das Leben mit all seinen Augenblicken zu genießen!!!

Damit beende ich jetzt meine Philosophiestunde und melde mich bald wieder mit Neuigkeiten aus Bolivien.

(Eintrag vom 22. September 2012)

55 Jahre Alcalá

Kaum sind wir von der Fiesta in Sucre zurück, steigt in unserm eigenen Dorf die nächste. Es ist die Feier zum 55. Geburtstag des Municipios Alcalá. Bereits am Mittwochabend hat das Ganze mit einem Kerzenzug der Schüler, einigen kurzen Eröffnungsreden und weiterem Programm begonnen.


Am Dienstagmorgen ging es dann bereits um sechs Uhr in der Früh weiter mit dem offiziellen Hissen der Stadtflagge. Ganz so früh war ich noch nicht auf den Beinen, aber bereits kurze Zeit später war ich mit der Erzieherin verabredet um ihr bei den Vorbereitungen für den Essensverkauf zu helfen. Als ich aus dem Hostel rauskam, viel mein Blick sofort auf die Fahnen, die tatsächlich an so gut wie jedem Haus hingen. Gemeinsam haben wir „Essensmärkchen“ vorbereitet und Tische und Stühle auf die Plaza getragen. Später haben dort dann die Kindergartenmütter Suppe und „Pikante“ verkauft; aber auch eine leckere Sahnetorte war zu haben. Da ich beim Verkauf nicht wirklich eine Aufgabe hatte, habe ich gemeinsam mit den anderen auf der Plaza gesessen und zunächst den Umzug der Schulen und sonstigen Organisationen verfolgt. 




Nachmittags waren wir die meiste Zeit im Hostel, weil es keinen speziellen Programmpunkt mehr gab. Erst gegen Abend sind wir nochmal auf die Straße gegangen. Und natürlich sind wir gleich der Musikgruppe mit Trommeln und Panflöten über den Weg gelaufen und wir „Gringas“ wurden schneller zum Tanzen aufgefordert, als wir gucken konnten. Ich hatte zuerst eigentlich keine Lust mit einem wildfremden Bolivianer zu tanzen, aber letztendlich war es doch sehr witzig, weil alles ganz einfach und ungezwungen war. Es war auch weniger tanzen, als einfach durch die Straßen hüpfen und laufen.
Abends haben wir noch zugeschaut wie Nathalie mit ihren Schülern einen Tanz vorgeführt hat. War echt cool, aber ganz nach bolivianischen Gewohnheiten mal wieder nicht zur angegebenen UhrzeitJ.


Offiziell gab es noch Programm bis Freitagnachmittag, aber davon haben wir kaum noch was mitgekriegt, weil das meiste auf dem Sportplatz – und nicht mehr auf der Plaza – stattgefunden hat.