Herzlich Willkommen!

Liebe Besucher,
dieser Blog soll mir in den nächsten 12 Monaten - und vielleicht auch darüber hinaus - als Plattform dienen, um euch über meine Erlebnisse und Erfahrungen in Bolivien zu berichten. Schnuppert doch einfach mal rein.Viel Spaß beim Lesen!

Freitag, 16. August 2013

Liebe Ina, ich wollte dir ja schon zustimmen, dass wir Weihnachten unsere einzige "Pannenfahrt" hatten, aber bei unserer letzten Flotareise musste ja nochmal irgendwas passieren. Gestern Abend auf dem Weg nach Santa Cruz, kaum 3 Stunden aus Sucre draußen(gegen 21Uhr), halten wir plötzlich am Straßenrand an. Erst weiß niemand, was los ist, aber alle bleiben ruhig in der Flota sitzen und warten ab - so ganz anders in Deutschland, weil es einfach normal ist, dass immer mal was passieren kann und auch niemand so den wahnsinnigen Zeitdruck hat. Nach etwa einer halben Stunde steigt einer der Passagiere aus, um auf Toilette zu gehen. Der Fahrer meint zu ihm (wenn ichs richtig gehört hab):"Pero ya estamos viajando" - "Aber wir fahren schon weiter". Stimmt aber nicht, den Motor haben sie davor schon zwei, drei Mal an und wieder ausgemacht - von Weiterfahrt kann keine Rede sein. Als der Mann nach einer Weile wieder einsteigt, wird er von einem anderen gefragt, was denn da los sei. Aber ganz ruhig, mit einem Schultertippen, als er schon wieder auf seinem Platz sitzt, kein aufgeregtes Durcheinander. Auf die Antwort lauscht dann aber doch der ganze Bus und die, die es selbst nicht gehört haben, bekommen es weitergesagt: Der Motor ist kaputt und es läuft Öl aus. Die Fahrer versuchen jetzt das zu regeln, aber das wird mindestens noch eine Stunde dauern.
Für mich war das das Stichwort, nicht mehr länger auf die Weiterfahrt zu warten, sondern einfach versuchen zu schlafen. So vergeht die Zeit. Irgendwann ist es 11, dann halb 12. Huch schon halb 1 - ich hab ja doch geschlafen. Gegen 2 kommen zwei Fahrgäste wieder rein und meinen, es würde weiter gehen. Der Motor geht auch kurz darauf wieder an. Aber dann auch wieder aus. Georgi und ich machen uns schon lustig: Das wird eh nichts, war nur zur Ruhigstellung der Passagiere... Aber setzt sich der Bus doch tatsächlich in Bewegung, erst rückwärts, dann aber doch auch in die richtig Richtung :-). Nach 5 !!! Stunden geht's dann doch endlich weiter. Die restliche Fahrt verläuft dann auch ohne weitere Probleme, zwar halten wir immer mal wieder kurz an, der Fahrer steigt schnell aus, aber und schaut nach, aber dann gehts auch schon weiter. Allerdings kommen wir anstatt um 7/8 Uhr morgens, erst um ein Uhr nachmittags in Santa Cruz an und verpassen so den Anfang unseres Abschlussseminars hier. Aber mal ganz ehrlich - das ist jetzt auch nicht mehr wichtig! Die Hauptfragestellung wird vermutlich sein: Erfahrungen, Bereicherungen und Sinn und Zweck unseres weltwärts-Jahres. Und was soll man dazu schon sagen? Für uns war es auf jeden Fall eine Bereicherung in vielen verschiedenen Bereichen, wir haben viele Erfahrungen gesammelt, uns persönlich weiterentwickelt... Aber war unser Einsatz wirklich sinnvoll? Haben wir Arbeit verrichtet, die kein Einheimischer hätte leisten können? - In den meisten Fällen wahrscheinlich nicht. Wir waren vor Ort, haben mitgeholfen und unterstützt, wo immer wir gefragt waren, haben vielleicht teilweise auch eigene Ideen umgesetzt, aber letztendlich bei der Entwicklung des Landes haben wir kaum geholfen.
Dennoch möchte ich nicht als Kritikerin des weltwärts-Programms rüber kommen. "WELTWÄRTS" ist als "entwicklungspolitischer Lerndienst" definiert, der in erster Linie dazu dienen soll verschiedene Kulturen einander näher zu bringen und junge Menschen in diesem Bereich lehren soll. Und ich denke das haben wir alle erreicht. Wir, als deutsche Voluntarier haben eine vollkommen neue Kultur kennengelernt, haben gelernt offen für Neues zu sein, uns an bestimmte Situationen anzupassen, sich teilweise unterzuordnen, in anderen Bereichen eigenverantwortlich zu handeln und vieles mehr. Und andererseits haben wir in unseren Einsatzorten die deutsche Kultur repräsentiert, überhaupt, das Verständnis dafür gefördert, dass es andere Länder und Sitten gibt und man dennoch zusammenleben und sich anfreunden kann. Das heißt, ich denke wir können neben unserer Hilfe durch unsere Arbeitseinsätze erreichen, ein bisschen mehr Weltoffenheit in den Dörfern zu fördern.
Persönlich ziehe ich auf jeden Fall ein positives Fazit! Probleme gab es eigentlich nur in unserer Gruppe und diese zu bewältigen gehört wohl auch - egal ob in Familie oder WG - zum Zusammenleben und dem damit verbundenen Reifeprozess.
Gerade auf dem Seminar wurde uns von Max Steiner auch noch verkündet, dass HI/ Volunta ausgewählt wurde, um in Zukunft auch Bolivianer nach Deutschland zu schicken. Eine tolle Chance für beide Seiten!

Dienstag, 6. August 2013

Unser letztes Projekt: Streichen in der Escuela

Schon vor einigen Wochen hatte Georgi die Idee in den Raum gestellt, die große graue Mauer in der Grundschule zu streichen, damit sie etwas freundlicher wirkt. Wir Mädels waren alle gleich dabei, die Farbe hatten wir schon Anfang Juli gekauft, aber bis wir jetzt alle wieder zusammen in Alcalá waren, hat es ein bisschen gedauert und so haben wir dieses Projekt erst diese Woche realisiert.
Als erstes musste die bereits vorgestrichene Wand nochmal abgeschliffen werden, damit die Farbe später möglichst gleichmäßig aufgetragen werden konnte – eine ziemlich laute AngelegenheitJ. Danach ging‘s ans Farbe mischen, d. h. wir haben sie uns anrühren lassen und angefangen zu streichen. Da die Farbe in der knallen Sonne sofort wieder trocken war, konnten wir auch direkt ein zweites Mal drüber streichen.
Am Dienstag haben wir dann im uns „zugeteilten Stück“ der Mauer schon unser „dibujo“ gezeichnet und angemalt. Das Ergebnis:


Den Rest der Woche haben wir damit verbracht die restliche Mauer abzuschleifen und weiß zu streichen und da wir immer nur vormittags Zeit hatten, hat es auch wirklich die ganze Woche beansprucht, aber nun sind wir fertig und mit dem Resultat ziemlich zufrieden.



Neben diesem Programmpunkt war unsere Woche bereits von ein paar Abschieden geprägt. So haben wir drei am Mittwochnachmittag ein kleines Abschieds-Kaffeetrinken mit einigen Lehrern und unserer Hostelfamilie veranstaltet. Dass wir das schon diese Woche gemacht haben hat mehrere Gründe: zum einen ist Ina bereits am Donnerstag nach Sucre gefahren, weil ihr Rückflug ja schon zwei Wochen früher geht und zum anderen ist hier seit Donnerstag Fiesta und dadurch wäre es ziemlich schwierig geworden nochmal einen günstigen Termin zu finden. War auf jeden Fall ein netter Nachmittag und am Donnerstag hat Georgi das gleiche nochmal mit ihren Klassenkameraden aus dem Colegio gemacht. Da gab‘s Kartoffelpuffer – das war vielleicht eine Arbeit! J

Naja, es wird auf jeden Fall ernst. In zehn Tagen werden auch wir nach Sucre fahren und in zwei Wochen bin ich schon fast zu Hause. Nicht zu fassen! Deshalb genießen wir die letzten Tage umso mehr und wollen alles nochmal mitmachen. Und das Wetter macht zum Glück auch mit, der kurzzeitige Wintereinbruch von letzter Woche ist schon wieder Schnee von gestern und unvorstellbar.

Eiszeit in Alcalá

Wenn mir im Laufe des Jahres jemand erzählt hat – egal ob ehemalige Freiwillige oder Alcaleños – dass es hier im Winter, sprich Juli/August richtig kalt wird, konnte ich das immer nicht so richtig glauben. Und bis letzte Woche hatten wir davon auch nicht wirklich was mitbekommen. Abends ist es zwar kühl geworden und die Temperaturen sind auch mal auf 7°C gefallen, aber tagsüber war es nach wie vor sonnig und warm und an meinem kältesten Tag hier waren es so um die 11°C – kalt, aber immer noch auszuhalten.
Aber dann letzten Montag! Von Samstag auf Sonntag war ich kurzfristig noch nach Sucre gefahren und als ich abends zurückkam, war es schon echt kalt (ca.5°C), aber es war ja Nacht und so dachte ich mir nicht viel dabei. Montagmorgen dann der Schock: 2°C, dicke Wolkendecke am Himmel und Nieselregen. Ich hab zweimal rausgeschaut und entschieden an diesem Tag nicht in die Außenschule MulaCancha zu laufen. Erstens war ich eh schon erkältet und der einstündige Marsch durch diese Kälte hätte sicher nicht zur Besserung beigetragen, zweitens wäre dort oben bestimmt noch ein kalter Wind dazu gekommen und drittens sind vermutlich die meisten Schüler auch erst eine Stunde später, wenn überhaupt gekommen. So hab ich mich nach dem Frühstück wieder in mein Bett verzogen und dort den ganzen Tag mit Film schauen und lesen verbracht. Über 5°C sind die Temperaturen den ganzen Tag nicht hinausgekommen und so war es abends auch in meinem Zimmer unangenehm kalt, sagen wir 10-12°C. Denn eine Heizung ist hier Fehlanzeige! In dieser Nacht wusste ich zum ersten Mal meinen Schlafsack und meine Wärmflasche richtig zu schätzen. Und da meine compañeras alle ausgeflogen waren, hab ich mir von ihnen noch eine zusätzliche Decke geklaut.
Der nächste Morgen sah schon wieder etwas freundlicher aus, zumindest ließ sich ein bisschen Sonne blicken, aber richtig aufgewärmt hat die leider auch nicht und auch die nächsten Tage war es direkt in der Sonne zwar wieder relativ warm, aber sobald die weg war wieder eisig kalt. Erst am Freitag ist das Thermometer wieder mal auf über 25°C geklettert und so ist es auch in meinem Zimmer wieder wärmer geworden. Zum Glück! Den ganzen Tag diese Kälte war echt nicht schön!

Inzwischen ist es wieder sonnig und relativ warm und ich hoffe das bleibt die nächsten zwei Wochen so. Mal ein kurzer Einblick in den alcaleñischen Winter ist ja okay, aber mehr muss nicht seinJ. Aber so kalt war es wohl schon auch seit Jahren nicht mehr, hat mir ein Tienda-Besitzer erzählt, und jetzt hätten sie auch mal Frost auf den Dächern erlebt. Und in Padilla – nur eine knappe halbe Stunde von uns entfernt – hat es sogar geschneit!!!

Donnerstag, 4. Juli 2013

Das war das letzte Mal…

Die Zeit verfliegt! Ein Blick in den Kalender sagt mir, dass ich in 8 Wochen schon wieder Zuhause sein werde. Kaum zu glauben, wie schnell ein Jahr vergehen kann. Langsam, aber sicher werden wir mit jeder Woche wehmütiger, alles mache ich bald zum letzten Mal und doch will ich eigentlich noch gar nicht daran denken, mich von allem hier verabschieden zu müssen: den süßen kleinen Kindergartenkindern; meinen manchmal anstrengenden, aber doch lieben Englisch-Schülern, unseren echt liebgewonnenen Hosteleltern; Freunden und Bekannten und den anderen Freiwilligen. Aber auch mein zur zweiten Heimat gewordenes Alcalá muss ich verlassen, Sucre wird bald nicht mehr das Wochenendziel sein und nächtliche Flotafahrten der Vergangenheit angehören. Aber eins ist sicher: Es war nicht das letzte Mal, dass ich in Bolivien bin. Ich werde zurückkommen!
Wenn ich montags nach Mula-Cancha laufe, überlege ich mir, wie oft ich das noch machen werde. In Englisch habe ich heute quasi schon die „Abschlussarbeit“ (einen Steckbrief) gemacht, denn jetzt sind erst mal zwei, eher drei, Wochen Winterferien, im August ist hier noch große Fiesta und dann reisen wir auch schon ab, d.h. es bleiben vielleicht gerade noch zwei Wochen mit Unterricht.
Also ihr seht schon… Bald wird es nicht mehr heißen „noch 5x, 4x, 3x“, sondern schlichtweg „das war das letzte Mal“. Und ruckzuck bin ich wieder in Deutschland und noch immer habe ich keine Ahnung, was ich dann machen werde. Jetzt in den Ferien möchte ich mich zumindest noch bewerben – bei den Unis, wo es reicht die Bewerbung online zu schicken – und dann warte ich einfach ab.

Außerdem will ich mit Ina und Lara noch ein paar Tage nach Tarija und ganz vielleicht, je nachdem, ob noch Zeit bleibt, hätte ich Lust noch nach Samaipata in der Nähe von Santa Cruz zu fahren.

Pommes selbst gemacht

Wer von euch hat schon mal seine eigenen Pommes gemacht? Also aus richtig frischen Kartoffeln. Bestimmt keiner. Ich zumindest hatte es noch nie gemacht, bis ich nach Bolivien kam. Und auch hier habe ich nur einmal dabei mitgeholfen, obwohl es hier eigentlich immer selbstgemachte Pommes gibt. Egal, ob in Hamburguesa, Salchipapas oder sonstigen Gerichten, man sieht schon, dass diese Pommes nicht aus dem Tiefkühlbeutel kommen.
Zum „Abschied“ von Doña Renilda haben wir im Kindergarten zusammen „Papas Fritas“ gemacht. Natürlich ist es ein bisschen aufwendiger, aber letztendlich ist es alles Übungssache und dafür weiß man dann auch mit Sicherheit, dass die Pommes aus echten Kartoffeln hergestellt wurden.

Kurze Anleitung:
  • Kartoffeln schälen

Für ungeübte Gringa-Mädchen ist das eine ziemliche Herausforderung. Also nicht das Schälen an sich, sondern die Geschwindigkeit J


  • Kartoffeln waschen und in „Streifen“ schneiden

  • Kartoffeln evtl. schon etwas salzen und im Fett backen bis sie gar sind


  • Fett abtropfen lassen/abtupfen und essen
Am besten, solange sie noch warm sind. War bei uns nicht mehr ganz der Fall, weil es ja für die Kindergartenkinder war


Sonntag, 16. Juni 2013

Erzieherinnen und Autorennen

So meine lieben,
ich schulde euch mal wieder einen kurzen Bericht. Aber eigentlich ist in letzter Zeit nichts Aufregendes passiert. Seit ich vom DELE-Examen in La Paz zurück bin, war ich ungefähr drei Wochen in Alcalá und zwischendurch immer mal wieder in Sucre.
In Alcalá geht so weit alles seinen Gang. Seit zwei Wochen haben wir eine neue Erzieherin (die ehemalige hat jetzt einen Fleischverkauf), aber meine Arbeit ist davon eigentlich wenig betroffen. Einige Arbeitsabläufe haben sich natürlich etwas verändert – einige zum Positiven, andere eher etwas zum Negativen – aber im Großen und Ganzen ist alles wie gewohnt. In der Escuela habe ich letzte Woche mit zwei meiner Englisch-Klassen Examen geschrieben (die dritte ist diese Woche noch dran). Das kommt zwar nicht ins Zeugnis, aber Don Roger meinte es wäre gut, damit die Lehrer wenigstens sehen, was bzw. dass die Schüler lernen und der Englisch-Unterricht Sinn macht. Am Ablauf muss ich noch ein bisschen feilen, das war nicht so ganz perfekt, aber letztendlich sind die Resultate bei den meisten zufriedenstellendJ.
Gestern bin ich mit Reina(Inas taubstumme Schülerin) nach Sucre gefahren und eigentlich lief alles gut, bis wir an die „Tranca“, die Mautstelle eine halbe Stunde außerhalb von Sucre, kamen. Dort war leider kein Weiterkommen mehr, denn dieses Wochenende ist in Sucre Autorennen und dort wurde die Hauptstraße überquert. Also sind wir alle ausgestiegen, haben eineinhalb Stunden das (ziemlich langweilige) Geschehen verfolgt und gewartet, bis es um fünf weiter ging. Ich hab erst ziemlich die Krise gekriegt, weil ich darauf nicht vorbereitet und dann auch ziemlich genervt davon war, aber letztendlich war es dann gar nicht so tragisch und wir sind – zwar mit zwei Stunden Verspätung – heil in Sucre angekommen.

Gleich wollen wir auf dem Mirador frühstücken gehen und heute Abend geht’s mit der Flota zurück nach Alcalá. So zumindest der Plan.

Sonntag, 26. Mai 2013

DELE vorbei und in 2 1/2 Monaten gehts schon wieder nach Hause

Vor einer knappen Stunde bin ich mit der Flota wieder in Sucre angekommen. Direkt aus La Paz, wo wir seit Mittwoch wegen unserer DELE-Prüfung waren.
Jetzt ist der Lern-Stress endlich vorbei! Nur die Ergebnisse lassen noch auf sich warten, aber spätestens wenn wir dann wieder in Deutschland sind, bekommen wir Bescheid :-)
Die erste Prüfung - der mündliche Teil - stand schon am Donnerstag an und die ist eigentlich bei uns allen ganz gut gelaufen. Zumindest waren wir froh, als es rum war! Gestern dann der zweite Teil(mit Lese- & Hör-Verstehen und Textredaktion) - zum Glück vormittags, denn sonst hätten wir ja das Fußball-Highlight gar nicht mitverfolgen können. Jedenfalls war dieser Examensteil (vor allem das Audio) schwieriger als wir es in der Vorbereitung geübt hatten und letztendlich sind wir alle mit dem Gefühl raus gegangen es nicht richtig einschätzen zu können. Aber egal! Vorbei ist vorbei und ändern können wir jetzt eh nichts mehr.
Gegen eins waren wir fertig, sind nochmal kurz im Hostel vorbei gegangen und dann war es auch schon an der Zeit eine geeignete Bar zum Fußball-Schauen zu suchen. Dort haben wir dann alle zusammen das Spiel verfolgt und man hätte sich mit der Mehrheit des Restaurants auf Deutsch unterhalten können - und das nicht unseretwegen. War auf jeden Fall ganz witzig, auch wenn der bayrische Siegtreffer kurz vor Schluss nicht alle erfreut hat. Dafür unseren fußballbegeistertsten aber um so mehr. Danach bin ich mit Ina los um unsere maßgeschneiderten Lederjacken abzuholen und das wurde auch zu einem ziemlichen Abenteuer, weil die ganze Stadt voll und zum Teil gesperrt war; denn in La Paz fand gestern die Entrada zur "Fiesta del Gran Poder" statt. So mussten wir uns durch die Massen drängen und darauf warten, dass die Straßen für einen Moment freigegeben wurden. Und viel Zeit hatten wir zudem auch nicht mehr, denn um halb acht ging bereits unsere Flota und wir waren  schon vorgewarnt worden, dass unser Taxi auch aufgrund der Fiesta ganz außenrum fahren müsse. Letztendlich kamen wir aber noch rechtzeitig im Hostel an, haben schließlich einen Taxifahrer gefunden, der willig war, dem Umweg auf sich zu nehmen und nach einer halben Stunde teils aufregender Fahrt sind wir am Busterminal angekommen. Und damit sind wir auch schon wieder am Ende unseres Ausflugs nach La Paz.
Morgen fahre ich zurück nach Alcalá, wo noch ein bisschen Arbeits-Alltag auf mich wartet, bevor sich das Jahr hier ganz dem Ende entgegen neigt. Ich hoffe noch auf eine tolle Zeit und bin gespannt, was mich noch erwartet - und natürlich auch auf meine DELE-Ergebnisse ;-)
Am Flughafen in La Paz geht's erst mal zu Subway
Championsleague-Finale sogar auf Leinwand

Samstag, 4. Mai 2013

Ein unvergesslicher Tag auf dem Campo


Ihr denkt wahrscheinlich: „So, der Urlaub ist ja jetzt schon wieder seit einem Monat vorbei und seither ist doch mit Sicherheit auch schon wieder viel passiert“. Aber eigentlich ist dem gar nicht so – zumindest stand nicht viel an, was wirklich erzählenswert wäre.
Nach der Abreise meiner Familie, war ich wieder für zwei Wochen in Sucre zum Sprachkurs. Eine Zeit hauptsächlich geprägt von Hausaufgaben und Lernen. Obwohl zwischendurch natürlich auch immer mal wieder ein Gang in die Stadt oder auf den Markt auf dem Programm stand.
Dann war ich für eine Woche in Alcalá, wo sich alle gefreut haben mich wieder zu sehen und mich schon „als vermisst gemeldet hatten“. Diese Woche lief eigentlich total normal ab. Ich war die meisten Tage Kindergarten, montags in der Außenschule und hab meinen Schülern mal wieder Englisch gegeben.
Der Montag in MulaCancha war allerdings schon wieder ein Erlebnis. Da komme ich nach vier Wochen zum ersten Mal wieder dort an und werde sofort wieder mit derselben Freude und Offenheit begrüßt. Aber was ich eigentlich erzählen will, ist Folgendes: Nach dem Mittagessen habe ich mich wie gewohnt verabschiedet und wollte mich gerade auf den Heimweg machen, als die Erzieherin hinter mir hergerannt kam und mich fragte, ob wir nicht zusammen gehen können. „Claro“, habe ich ihr geantwortet und so gingen wir ein Stück nebeneinander her und irgendwann kam die Frage auf ob ich nicht „Choclo“ mitnehmen wolle. „Choclo“, so heißt der Mais hier. Meine Begeisterung dafür hält sich allerdings in Grenzen und so habe ich auch nicht so überschwänglich reagiert. Macht aber nichts! Als wir an ihrem Feld vorbei kommen, sollte ich ihr folgen und so schlugen wir uns mitten durch ein Maisfeld, aus dem ich mit einer voll beladenen Tasche wieder hervor kam. Der Großteil war Choclo, aber auch vom „Maisrohr“ hatte sie mir etwas mitgegeben. Dieses enthält eine süße Flüssigkeit, die ausgesaugt wird. So lieb das alles auch gemeint war, versuchte ich doch immer wieder Doña Rosenda zu bremsen. Schließlich hatte ich noch eine Stunde Heimweg vor mir! Sagen wollte ich das aber so auch nicht und irgendwann war meine Tasche dann einfach voll und wir sind zurück auf den Weg. Dort haben wir uns verabschiedet, denn sie nahm eine Abzweigung zu ihrem Haus und ich folgte weiter dem Hauptweg nach Alcalá. Ich versüßte mir den Weg mithilfe des Maisrohrs und als mir dann ein paar Schülern aus Alcalá entgegenkamen, habe ich den Rest ihnen geschenkt und sie haben sich auch sehr gefreut. Den Choclo habe ich dann im Hostel an Don Roger und alle anderen verteilt, allerdings haben Georgi und ich beim Kochen irgendwas falsch gemacht. Er wurde einfach nicht weich.
Als dann Georgi am Dienstag aus Mula kam, brachte sie die Einladung mit am Samstag zu Doña Rosenda zu gehen und mit ihr Maiskuchen zu backen. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und so hatten wir auch schon einen Plan fürs Wochenende.
Samstagmorgen, Viertel nach Acht . Los geht’s, gemeinsam mit noch einem Freund von Georgi und mit ein paar Backzutaten im Gepäck, aufs Campo zu Doña Rosenda und ihrer Familie. Als wir gegen halb Zehn ankamen, sollten wir uns erst mal kurz ausruhen. Das wollten wir aber nicht und haben lieber ihrem Sohn geholfen den Mais abzuschaben, während sie selbst noch in der Küche am Kochen war. Essen für uns durfte natürlich nicht fehlen und kurz darauf hatten wir einen Teller mit mindestens acht Kartoffeln und Fleisch vor uns. Dazu noch ein Schüsselchen mit Mais und drei Maiskolben. Und das um Zehn Uhr morgens! Aber nun ja, wir wollten ja nicht unhöflich sein und so haben wir brav unseren Teller aufgegessen, der Mais blieb allerdings übrig. Als wir fertig waren haben wir uns gemeinsam mit ihren drei (anwesenden) Kindern auf den Weg zu den Kühen gemacht, um frische Milch zu trinken. Dafür hatten wir extra Alkohol mitgebracht, denn der darf hier natürlich auf keinen Fall fehlen. Das Rezept dafür: Ein Löffel Zucker, ein Schuss Alkohol und dann frische Milch darauf melken. Solange die Mischung nicht zu stark ist, schmeckt das auch gar nicht so schlecht. Mein zweites Glas habe ich aber trotzdem lieber pur getrunken.




Schließlich haben sich die Jungs auf den Weg gemacht, die Kühe zum Weiden zu treiben und wir Mädchen und Frauen haben währenddessen schon den Teig für den Kuchen vorbereitet. Dazu musste der zuvor abgeschabte Mais erst mal durch eine Presse gejagt werden, eine ziemlich anstrengende Arbeit, aber es hat trotzdem Spaß gemacht.




Letztendlich haben wir nicht nur Maiskuchen, sondern auch noch „Humintas“(in die Maisblätter eingewickelte Maistaschen) und Brot gebacken. Unsere Panes sahen dabei natürlich genauso schön aus wie die von Rosenda J. Und natürlich bekamen wir zwischendurch auch noch mal einen Riesenteller mit Kartoffeln, Reis und Fleisch – ansonsten wären wir bei all dem Gebäck bestimmt verhungert!


Schritt 1: Aus dem Teig werden kleine Bälle geformt 
Unsere vorgeformten Brötchen werden noch etwas verschönert.
Unser Kuchen und die "Humintas"
So waren wir den ganzen Tag am Backen oder saßen gemütlich im Hof Garten und die Kinder hatten sehr viel Spaß mit meiner Kamera. Der Akku war dann zwar irgendwann leer, dafür haben wir jetzt aber viele schöne Bilder – einige auch von Dingen, die uns schon viel zu normal erscheinen, als dass sie ein Foto wert wären. Kaum dass wir uns versehen haben, ging auch schon wieder die Sonne unter. Zeit für ein heißes Getränk, während die Jungs neben uns Murmeln spielten. Aber dann verabschieden wir uns schließlich und mit Taschen voller Gebäck machen wir uns auf den Heimweg. In der Dunkelheit ist dieser aber gar nicht so leicht zu finden – zum Glück gibt’s Handys mit Taschenlampe. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

Ein einfaches Seil um einen Ast geschlungen, und schon hat man eine tolle Schaukel.
Eine Faszination für elektronische Geräte, wie wir sie kaum noch kennen.

Am Montag wäre ich eigentlich gerne nochmal nach MulaCancha gegangen, aber ich lag mit Magenproblemen im Bett, sodass ich eigentlich ganz froh war, dass wir erst am Dienstag nach Sucre fahren würden. Aber wir sind ja in Bolivien. Und im Moment sind hier überall Streiks und Straßenblockaden. Deshalb kam gegen halb zwei die Verkäuferin der Flota-Tickets zu uns und meinte es wäre sicherer, wenn wir noch am selben Tag fahren könnten. Also – wir hatten ja nicht wirklich eine Wahl, denn ich musste wieder zum Sprachkurs – haben Georgi und ich schnell unsere Sachen gepackt und sind kaum zwei Stunden später in den Bus gestiegen. Die Fahrt war eigentlich echt gut und wir waren schnell da, aber dann kurz vor Sucre mussten wir plötzlich aussteigen. „Bloqueos“. Kein Durchkommen für die Busse, schon seit Tagen. Also mussten wir ein ganzes Stück laufen, aber hinter der zweiten Blockade hat uns dann zum Glück ein Freund von Georgi abgeholt.
Am Donnerstag wurden die Blockaden dann aufgehoben – für die Zeit von Verhandlungen mit der Regierung – aber ab Montag soll bereits von einer noch größeren Gesellschaft blockiert werden. Deshalb war ich schwer am Überlegen, ob ich für vier Tage überhaupt nochmal nach Alcalá fahre und das Risiko eingehe, dass es von dort keine Flota gibt. Aber da ich eh die beiden Wochen darauf schon wieder hier in Sucre bin, fahre ich nochmal. Ich bin echt froh, wenn der Sprachkurs und auch die Prüfung vorbei ist und ich noch ein paar Wochen am Stück in Alcalá verbringen kann.



Dienstag, 30. April 2013

Familienbesuch und Osterfeiern

Meine lieben Leser,
ich weiß, jetzt habe ich euch ganz schön lange warten lassen. Schon gut 5 Wochen ohne Lebenszeichen von mir, und das obwohl in der Zwischenzeit schon einiges passiert ist. Aber gerade deshalb bin ich auch nicht so richtig zum Schreiben gekommen. Also, wo fang ich an…? In meinem letzten Bericht, habe ich euch vom Pujllay-Fest in Tarabuco erzählt – und die Fotos dazu lade ich auch noch hoch, versprochen!
Die Woche nach diesem Ereignis habe ich noch normal in Alcalá verbracht, bevor ich nach Santa Cruz aufgebrochen bin, um Mama, Papa und Paul dort abzuholen. Aber was heißt in Bolivien schon normal. Zwei ehemalige Freiwillige(die uns kurz vorher ja besuchen waren) hatten mir Eiermalfarben da gelassen und die Erzieherin, die diesen deutschen Brauch schon aus den letzten Jahren kannte, wollte das unbedingt noch machen. Weil ich die Woche vor Ostern ja aber auf Reisen sein würde, haben wir unsere Osternestchen schon anderthalb Wochen vorher gemacht. Die „Nester“ haben wir aus Plastikflaschen zurechtgeschnitten und mit grüner Filzwolle ausgelegt. Dann gab es für jedes Kind Kekse und einen Lutscher und von mir noch eine Aprikose(damit die Kids auch mal was Gesundes geschenkt bekommenJ). Dann haben wir alle zusammen – soweit das mit Zwei(einhalb)jährigen eben möglich ist – unsere Eier gefärbt und als die Kleinen ihr Mittagessen verdrückt haben, bin ich schon vorgegangen in unseren Hostelgarten und hab Osterhasen gespielt. Kurz darauf kamen sie dann alle an und haben sich auf die Suche gemacht. Und als alle ein Nestchen in den Händen hatten, herrschte große Zufriedenheit. Und den Eltern hatte Renilda dieses Jahr schon vorher erklärt, was es mit den Eiern auf sich hat; letztes Jahr hat sie wohl lauter Anrufe erhalten von Eltern, die nicht wussten, was sie mit den bunten Eiern anfangen sollten.



Das war also der Donnerstagvormittag. Und am Donnerstagnachmittag sind Ina und ich (nicht ganz geplant) schon nach Sucre gefahren und von dort ging am Samstagmittag unser Flug nach Santa Cruz. In dieser Millionenstadt haben wir den Nachmittag erst mal gemütlich im Hostel verbracht, bevor wir uns abends mit einer Freundin getroffen haben. Und kaum hatten wir uns versehen, war es auch schon halb zwei und somit Zeit an den Flughafen zu fahren und dort meine Familie in Empfang zu nehmen. Es hatte natürlich pünktlich angefangen zu regnen und die Straßen von Santa Cruz waren darauf irgendwie nicht vorbereitet – so kam mir das zumindest vor – denn die Hauptstraße war an manchen Stellen so überflutet, dass unser Taxifahrer gar nicht wusste, wie ausweiche bzw. durchfahren. Es hat ziemlich gespritzt und die Sicht war auch nicht toll, aber letztlich sind wir angekommen und in der Ankunftshalle konnte ich auch schon bekannte Gesichter entdecken. Aus dem kalten Deutschland angereist, alle noch in fünf Schichten eingepackt, erwarteten sie mich schon ungeduldig, aber auch ziemlich erschlagen von der langen Reise mit doch gar nicht so viel Schlaf. Im Hostel angekommen und eingecheckt, haben wir noch ein bisschen gequatscht, bevor wir schließlich alle ziemlich fertig in unsere Betten gefallen sind.
Eigentlich hatten wir vor am Montagabend dann mit der Flota nach Sucre zu fahren, aber nach unseren Berichten über Fahrzeiten und sogar mögliches „Steckenbleiben“ (vor allem während der Regenzeit) war plötzlich doch die Mehrheit dafür zu fliegen. So haben wir uns noch einen entspannten Tag in Santa Cruz gegönnt, bevor es am Dienstagmorgen weiter ging. Auf gut Glück sind wir an den Flughafen gefahren und haben dort auch noch Tickets bekommen – nur mit dem Bezahlen gab es etwas Schwierigkeiten, aber letztlich konnten wir auch das regeln.
Allerdings war dieser Tag der Beginn einiger Magenprobleme, die sich bei einigen Familienmitgliedern bemerkbar machten. Unsere Pläne haben wir davon aber nicht durcheinanderbringen lassen und so ging es schon am nächsten Morgen (Mittwoch) weiter nach Uyuni, um von dort aus die Tour über den Salzsee zu starten.
Zuvor haben wir aber noch in einem Schnelllauf Sucre besichtigt und abends waren wir in einem unserer Lieblingsrestaurants, dem „Bisonte“, Steak essen und alle waren begeistert.


Salar de Uyuni

Nach etwa acht Stunden Flotafahrt – übrigens der ersten für meine Eltern – kamen wir gegen fünf Uhr abends in Uyuni an und wurden dort sofort von verschiedensten Agenturen angeworben. Typisch für die Familie K-K waren wir damit zunächst mal ziemlich überfordert, aber dann sind wir ohne langes Hin und Her mit einer jungen Frau mit Kind zu ihrem Hostel gegangen, um zumindest das erste Thema schon mal zu regeln. Später sind wir mit ihr zu ihrem Agentur-Büro und nach einer kurzen Einführung haben wir zugesagt. Am nächsten Tag um 11 sollte es losgehen.
Den restlichen Abend haben wir dann noch im wirklich wenig ansehnlichen Uyuni verbracht. Auf der Suche nach einem funktionierenden Bankautomaten, später nach einem Restaurant… Der Tag endete damit, dass die Bankkarte verschwunden war. Verloren? Im Automaten vergessen? Verlegt? Keiner konnte sich richtig erinnern und alle waren ziemlich aufgeregt, aber am nächsten Morgen hat ein Gang zur Bank gereicht und alles war geklärt. So konnten wir dann nach einem leckeren Frühstück entspannt zu unserer Tour aufbrechen. Und es erwartete uns ein wirklich eindrucksvoller und atemberaubender Tag.
Los ging‘s (natürlich nicht ganz pünktlich) zum Eisenbahnfriedhof. Etwas außerhalb von Uyuni stehen lauter alte Dampfzüge, die von den Touristen besichtigt, aber auch beklettert werden. Bei uns wäre so was natürlich unvorstellbar! Viel zu gefährlich!


In Bolivien existierte früher wohl ein gut ausgebautes Eisenbahnnetz, so erzählte uns unser Fahrer. Aber 1993(?) wurden die Rechte an Chile verkauft und seither wurden immer mehr Bahnhöfe geschlossen und heute gibt es im ganzen Land nur noch ein oder zwei befahrene Strecken. Evo Morales (der aktuelle bolivianische Präsident) versucht nun anscheinend die alten Verträge zu revidieren und die Eisenbahn wieder in bolivianische Hände zu bringen.
Von dort aus ging die Tour noch einmal durch Uyuni, in ein kleines Dorf mit Salzmuseum und dann direkt auf den Salar. Zum Glück hatte ich mir morgens noch eine Sonnenbrille gekauft, denn das unendliche Weiß gemeinsam mit der Sonne ist wirklich blendend hell.
Zuerst kamen wir vorbei an den Salzhügeln des Salzabbaus. Anscheinend wird nicht von einer Firma abgebaut, sondern alle Anwohner des Salars haben die Rechte dafür und nur ein winziger Teil des Salzes wird ins Ausland exportiert, weil die meisten südamerikanischen Länder ihren „eigenen“ Salzsee haben. 


Dann ging‘s weiter vorbei „blubbernden Löchern“, die von den nahegelegenen Vulkanen eisenhaltig sind. Insgesamt ist das salzhaltige Wasser des Salars sehr gut für die Gesundheit: Es hilft dabei Wunden zu verschließen und gegen Probleme wie Rheuma.


Der nächste Stopp war bei der „Fischinsel“, wo bis zu 15 Meter hohe Kakteen wachsen. Ihren Namen hat sie von der Form, die man aus der Ferne erkennen kann, was an der Spiegelung der Insel im (leicht überfluteten) Salar liegt. Vom höchsten Punkt hat meinen einen tollen Blick über den Salzsee: Weiß soweit das Auge reicht und schneebedeckte Berge am Horizont.





Als wir wieder in den Jeep stiegen, neigte sich der Tag bereits dem Ende entgegen und kurz darauf haben wir noch einmal angehalten, um noch ein paar Fotos zu machen, bevor wir den Salar wieder verlassen würden.





Der Plan war dann in einem Salzhotel, das heißt ein komplett aus Salz gebautes und eingerichtetes Haus, zu übernachten. Plötzlich sahen wir uns aber einem ziemlich überfluteten Teil gegenüber und unser Führer wirkte auch etwas angespannt. Ob es nun so geplant war oder nicht, weiß ich nicht; auf jeden Fall sind wir schließlich abgebogen auf einen „Salzsteg“ und das dahinterliegende Hotel war bereits (für den Guide auf den ersten Blick sichtbar) überfüllt, sodass wir noch eine gute Stunde weitergefahren sind, in ein kleines Dorf. Und schließlich haben wir auch noch eine Unterkunft gefunden, wenn auch kein Salzhotel.
Der zweite Tag kam dann leider – zumindest vormittags – nicht an den ersten ran. Landschaftlich zwar immer noch beeindruckend, aber die Stimmung in unserem Jeep war etwas angespannt.
Zunächst ging es noch über einen kleineren Salzsee, dann auf einen Aussichtspunkt, von dem man einen noch aktiven Vulkan beobachten konnte und dann vorbei an verschiedenen Lagunen. Diese sind alle giftig, was uns zu der Frage brachte, ob das den dort ansässigen Pelikanen nichts ausmacht. Die Erklärung: Sie fischen nur die Mikroorganismen aus der Lagune und trinken das nicht toxische Wasser um die Lagune herum.



Am Nachmittag ging es dann noch durch eine Wüste und zu einigen Felsformationen, wo man unter anderem den bekannten Steinbaum besichtigen konnte. Die Formationen bilden sich im Lauf der Jahr(zehnt)e durch den bis zu 100km/h schnellen/starken? Wind, der natürlich auch die Sandkörner mit sich trägt.





Gerade bei Sonnenuntergang kamen wir an der roten Lagune und unserer zweiten Unterkunft an und verbrachten dort eine wirklich eisige Nacht.
Der dritte Tag der Tour begann um fünf Uhr in der Früh. Bei -10°C und Sternenhimmel stiegen wir in den Jeep und pünktlich zum Sonnenaufgang kamen wir bei den Geysiren an. Kurze Fotopause bei diesen blubbernden, giftige Gase ausströmenden „Löchern“, gemeinsam mit allen anderen Gruppen. Die Gase sollte man nicht zu viel einatmen, aber dazwischen rumlaufen war kein ProblemJ.


Anschließend ging es weiter vorbei an den heißen Quellen – wo alle anderen zuerst anhielten – zur grünen Lagune, dem südlichsten Punkt der Tour. In den letzten Jahren kann man hier aber immer weniger Farbveränderungen feststellen und unser Guide hatte dafür zwei Theorien bereit:
  1.     Ein starkes Erdbeben vor ein paar Jahren könnte den Grund beschädigt haben, sodass die für die Farbe verantwortlichen Teile nach unten absinken.
  2.      Eine große Firma mit Standort in der Gegend hat vielleicht bei irgendwelchen Tests was in die Lagune geschüttet, das dazu geführt hat, dass die Verfärbungen nicht mehr/ kaum noch stattfindet

Von dort aus machten wir uns dann wieder auf den Rückweg. Als wir bei den heißen Quellen ankamen, war dort kaum noch was los und so konnten wir das heiße Wasser richtig genießen, bevor es mit dem Jeep wieder die ganze Strecke zurückging – allerdings auf (teilweise) anderer Strecke. Noch einmal durch die verschiedensten Landschaften und gegen fünf waren wir zurück in Uyuni.


Zu sehen gabs auf der Tour auch immer mal wieder Vikuñas...
... und Lamas.
- Na, wer erkennt den Unterschied?

Dort dann schnell Flota-Tickets kaufen, noch Hamburguesa essen und schon geht’s los zurück nach Sucre und von dort aus mitten in der Nacht mit dem Taxi weiter nach Alcalá, wo wir das Osterwochenende verbracht haben. So hatte meine Familie dann auch gleich Gelegenheit eine alcaleñische Fiesta zu erleben, aber vor allem ging es natürlich darum, ihnen zu zeigen, wo ich hier lebe; dass sie den Ort kennen lernen, der für mich schon zu meinem zweiten Zuhause geworden ist.
Am Montagmorgen (hier übrigens kein Feiertag) sind wir dann mit der Flota zurück nach Sucre, wo wir noch ein paar Stunden Zeit hatten, bevor es über Nacht weiter nach La Paz ging. Diese Zeit haben Mama und ich genutzt, um mal in einen „Salón de Belleza“ zu gehen und anschließend waren wir nochmal gemeinsam Steak essen.
Am nächsten Morgen kamen wir nach einigermaßen angenehmer Fahrt im Semi-Cama-Bus(bedeutet so viel wie „halbes Bett“, also man hat etwas mehr Platz) in La Paz an. Das heißt eigentlich sind wir schon in El Alto ausgestiegen, um direkt beim Flughafen nach Tickets nach Rurrenabaque zu schauen. Dort wollten wir ja gerne noch die Pampas-Tour machen, aber unsere Hoffnungen wurden schwer enttäuscht. Alle in Frage kommenden Flüge für die nächsten beiden Tage waren bereits ausgebucht. Nach vermutlich fast zwei Stunden Warten und Hoffen, haben wir uns dann auf den Weg zum Hostel in La Paz gemacht und die nächsten beiden Tage sind wir dort durch die Stadt bzw. die Touri-Straßen geschlendert und haben noch einen Ausflug zum Valle de la Luna gemacht.


Am Donnerstag sind wir dann schon wieder zurück nach Santa Cruz geflogen und haben noch anderthalb Tage dort genossen. Eigentlich hätten wir auch gerne noch einen Ausflug zu den nicht weit entfernten Sanddünen gemacht, aber das Wetter war nicht auf unserer Seite und so haben wir größtenteils im Hostel entspannt.
Am Samstag gingen dann knapp zwei Wochen Familienbesuch zu Ende. Da ich sie gerne noch zum Flughafen bringen wollte, habe ich mich dafür entschieden erst sonntags zurück nach Sucre zu fliegen. Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück gings dann also mit dem Taxi zum Flughafen und nachdem alles Gepäck ein- und nach Deutschland durchgecheckt war, haben wir uns verabschiedet und ich habe mich – nachdem ich mir selbst noch ein Flugticket besorgt hatte – wieder auf den Weg in die Innenstadt gemacht.





Freitag, 22. März 2013

Pujllay in Tarabuco

Letztes Wochenende bin ich zum größten indigenen Fest Boliviens nach Tarabuco - etwa 3 Stunden Richtung Sucre - gefahren. Suse, eine Freiwillige in Tarabuco, hatte am Samstag Geburtstag und hat uns alle eingeladen am Samstagabend zuerst mit ihr zu feiern und am Sonntag dann Pujllay zu erleben. Und so haben wir es dann gemacht. Ich war zuerst etwas unentschlossen, aber letztendlich hat es sich gelohnt.
Als Geburtstagsessen gabs Gullasch mit Baguette und anschließend sind wir alle zusammen zum Konzert der Kjarkas, der bekanntesten bolivianischen Band, ins Colloseum gepilgert. Das Konzert war kostenlos und dementsprechend viel Andrang herrschte vor der Halle. Um alle zu verköstigen, waren auch überall Hamburgesa-Stände aufgebaut, man konnte Pizza, Papas Fritas, Popcorn, verschiedene alkoholische Getränke... bekommen, also alles was das Herz begehrt. Gegen neun Uhr wurden wir eingelassen, aber nach zwei Vorbands haben die Kjarkas erst gegen halb eins angefangen zu spielen. Und bis dahin war ich leider schon ziemlich müde und gegen viertel nach eins hab ich mich mit Rebecka auf den Weg zum Hostel gemacht. Insgesamt war es aber ein sehr schöner Abend und das was ich von den Kjarkas mitbekommen habe, war auch echt gut.


Und wie es immer so ist - gerade als sie einen sehr bekannten Song angespielt hatten und das Publikum begeistert aufgeschrien hatte, fiel der Strom auf der Bühne aus. Kein Licht, kein Ton. Zum Glück war die Halle noch beleuchtet, ansonsten wäre wahrscheinlich eine Massenpanik ausgebrochen:) Kurz darauf haben wir uns dann aus dem Staub gemacht, uns als nächtlichen Snack noch einen Hamburguesa gegönnt und dann auf dem Hostelboden unsere Schlafsäcke ausgebreitet. Die Nacht war dann nicht gerade die beste meiner Bolivienzeit - auf dem kalten und harten Boden, mit zwanzig Leuten in einem Raum und musikalischer Untermalung ab morgens um halb acht, war nicht an sehr viel Schlaf zu denken.
Am Sonntagmorgen war ich dementsprechend früh wieder wach und wir haben erst mal auf dem Mercado gefrühstückt. Später sind wir immer mal wieder durch die Stadt geschlendert und haben die Eindrücke der Fiesta auf uns wirken lassen. Der Hauptteil spielte sich um den "Pukara" ab, ein aus Holz errichteter "Turm", der mit Früchten, Brot, Alkohol... aber auch halben Kühen behangen ist - vielleicht zu vergleichen mit unserem Erntedank. Zu Ehren der Pachamama tanzen dann verschiedene Gruppen der Tarabuceños um den Pukara herum, gekleidet in der typischen traditionellen Tracht aus Tarabuco.


Man beachte die Schuhe!

Das Städtchen war an diesem Tag wirklich überlaufen, aber ehrlich gesagt muss ich sagen, dass ich die Fiesta nichts so Besonderes fand. Es war schön mal in Realität zu sehen, wie der meterhohe Pukara aussieht und die Tarabuceños in ihren schweren Schuhen tanzen zu sehen, aber ansonsten war es eben eine normale Fiesta - mit viel Chicha!


Nichtsdestotrotz, hatte ich ein sehr schönes Wochenende in Tarabuco, es war ein bisschen Abwechslung zum Alcalá-Alltag und es war schön die anderen mal wieder zu treffen.
Es war dann noch ein bisschen spannend wie ich zurück komme, da ich aufgrund meiner Unentschlossenheit noch kein Rückfahrtticket besorgt hatte und die El Villarer, die das schon in Sucre erledigt hatten, meinten, die Flota sei schon voll. Ich hab mich dann trotzdem mit an die Straße gestellt und abgewartet. Und letztendlich hat mich der Fahrer auch noch mitgenommen, auch wenn es ein bisschen Durcheinander gab, weil der Bus anscheinend kleiner war, als geplant und schon so zu viele Plätze verkauft worden waren. Was solls! - Ich bin wieder gut in Alcalá angekommen und hatte dort noch einen schöne Woche, bevor es jetzt mit meiner Family (!!!) auf Reisen geht.

(Fotos folgen noch. Ich hab grade bemerkt, dass ich die noch nicht abgespeichert habe)