Das ganze Dorf ist von diesem
Vorfall geschockt und am nächsten Morgen werde ich auch direkt von meiner
Erzieherin darauf angesprochen und beim Trauergottesdienst am Samstagmorgen ist
die Kirche voller als sie es an Weihnachten war.
So nun aber wieder zu den
schöneren Dingen des Lebens oder zumindest zu den kleineren persönlichen
Tragödien. Kurz vor meiner Abreise nach Alcalá wurde mir in Sucre noch mein
Handy geklaut. Obwohl es das Handy kaum wert ist, ihm hinterher zu trauern, hat
es mich erst mal ziemlich geärgert, weil es einfach – wie eigentlich immer bei
so was – eine blöde Situation war und ein doofer Start in den Tag. Außerdem war
es ja wieder klar, dass es ausgerechnet dann passiert, wenn ich gerade zurück
aufs Dorf fahre und so erst mal keine Gelegenheit habe ein neues zu besorgen,
geschweige denn es registrieren zu lassen. Aber ich will mich nicht beklagen,
denn bis jetzt hatte ich ja wirklich Glück, was solche Dinge betrifft
(„toitoitoi“) und so anderthalb Wochen ohne Handy können jawohl auch nicht so
schlimm sein.
Ansonsten gibt’s nichts weiter
Erzählenswertes von meiner Rückfahrt zu berichten. Mein Aufbruch war ziemlich
hektisch und letztendlich ist die Flota erst eine gute halbe Stunde später
abgefahren. War ja klar!
Hier habe ich dann schnell
gemerkt, dass von wirklichem Unterricht wirklich noch keine Rede sein konnte.
Am Freitag sind hier zwar einige Kiddies zur Escuela gelaufen, aber als ich
dort ankam und gesehen habe, dass insgesamt vielleicht 30 Kinder da waren und
es auch nicht so wirkte, als ob es gleich losgehen sollte, hab ich lieber im
Kindergarten vorbeigeschaut. Der ist in den Ferien ja umgezogen und Georgi hat
während meiner Abwesenheit gestrichen und beim Umzug geholfen. Aber dort war
auch nicht viel los. Als ich ankam, saß die Erzieherin mit einem einzigen Kind
da und im Laufe des Tages kamen auch nur noch zwei weitere. Ich bin eh mal
gespannt, wie viele Kinder dieses Jahr kommen, weil ja quasi alle auf die
Vorschule gekommen sind.
Übers Wochenende war ich hier mit
Simon und Hagen alleine(weil Georgi nach Sucre gefahren war) und die haben mich
erst mal damit überrascht, dass sie die Küche sauber gemacht haben. Danke, Jungs! Am Sonntagmorgen hat dann so die Sonne
gelacht, dass ich es nicht im Hostel ausgehalten habe und mir meine Kamera und
ein Buch geschnappt hab, um mir irgendwo einen schönen Platz im Freien zu
suchen. Eigentlich dachte ich vielleicht auf den Antennenberg zu steigen, aber
letztendlich bin ich etwas außerhalb von Alcalá am Fluss gelandet. In diese
Richtung war ich davor noch nie gegangen und es war echt schön dort – auch wenn
ich nicht allzu lange geblieben bin, weil immer mehr Wolken im Anmarsch waren
und mir die Donnergrollen nicht ganz behaglich waren.
Was ich aber eigentlich erzählen
wollte, ist eine Begegnung, die ich auf dem Hinweg mit einem meiner letztjährigen
Kindergartenjungen hatte und die mich mal wieder ziemlich zum Nachdenken
gebracht hat. Er kam mir auf seinem Fahrrad entgegen gepest(und hat mich auch
nach anderthalb Monaten Abwesenheit sofort freudig begrüßt) – zwar mit
Stützrädern, aber die wären nicht wirklich notwendig gewesen. Dann ist seine
Hose in der Kette hängen geblieben, was bei uns vermutlich für jedes Kind Grund
gewesen wäre in Tränen auszubrechen. Doch Alejandro – höchstens viereinhalb –
ist einfach abgestiegen und hat versucht sich wieder zu befreien. Ich hab ihm
dann geholfen und er hat mir erzählt, dass er eigentlich ein Fahrrad ohne Kette
(?!) wollte.
Wieder einmal habe ich einfach
gestaunt, wie selbstständig die Kinder hier sind, schon von klein auf.
Gleichzeitig wäre eine solche Situation bei uns schon deshalb gar nicht
möglich, weil Kinder in dem Alter niemals alleine durchs ganze Dorf fahren
würden/ könnten – einerseits wegen dem Verkehr, andererseits aber auch, wegen
dem „Beschützerinstinkt“ vieler Eltern.
Anfang der neuen Woche hatte ich
dann zum ersten Mal Englischunterricht mit den Sechstklässlern von Don Roger.
Das ist hier echt eine Herausforderung und auch ich habe gleich gemerkt dass es
mit Sicherheit kein Spaziergang wird. Aber einige Schüler scheinen doch
interessiert zu sein und ich bin auf jeden Fall motiviert und freue mich auf
die neue Aufgabe. In den nächsten Wochen soll ich dann auch noch die
Parallelklasse unterrichten, aber im Moment sind die Klassen noch zusammen
geworfen, weil noch einige Schüler fehlen.
Die restlichen Tage war ich in
der KinderBenjita. Dort sind dieses Jahr lauter ganz kleine und so ist es auch
nochmal anders als letztes Jahr. Diese Zwerge sind echt total goldig und es
macht Spaß Zeit mit ihnen zu verbringen und mit ihnen zu spielen, aber trotzdem
möchte ich nicht die ganze Woche dort verbringen – auch wenn sich die
Erzieherin für jeden Tag Unterstützung wünscht. Da müssen wir nochmal schauen,
wie wir das regeln können, weil ich mindestens einen Tag auch gerne noch in
eine Außenschule gehen möchte und ja auch schon wegen dem Englischunterricht
nicht jeden Tag kann.