Meine lieben
Leser,
ich weiß,
jetzt habe ich euch ganz schön lange warten lassen. Schon gut 5 Wochen ohne
Lebenszeichen von mir, und das obwohl in der Zwischenzeit schon einiges
passiert ist. Aber gerade deshalb bin ich auch nicht so richtig zum Schreiben
gekommen. Also, wo fang ich an…? In meinem letzten Bericht, habe ich euch vom
Pujllay-Fest in Tarabuco erzählt – und die Fotos dazu lade ich auch noch hoch,
versprochen!
Die Woche nach
diesem Ereignis habe ich noch normal in Alcalá verbracht, bevor ich nach Santa
Cruz aufgebrochen bin, um Mama, Papa und Paul dort abzuholen. Aber was heißt in
Bolivien schon normal. Zwei ehemalige Freiwillige(die uns kurz vorher ja
besuchen waren) hatten mir Eiermalfarben da gelassen und die Erzieherin, die
diesen deutschen Brauch schon aus den letzten Jahren kannte, wollte das
unbedingt noch machen. Weil ich die Woche vor Ostern ja aber auf Reisen sein
würde, haben wir unsere Osternestchen schon anderthalb Wochen vorher gemacht. Die
„Nester“ haben wir aus Plastikflaschen zurechtgeschnitten und mit grüner
Filzwolle ausgelegt. Dann gab es für jedes Kind Kekse und einen Lutscher und
von mir noch eine Aprikose(damit die Kids auch mal was Gesundes geschenkt
bekommenJ).
Dann haben wir alle zusammen – soweit das mit Zwei(einhalb)jährigen eben
möglich ist – unsere Eier gefärbt und als die Kleinen ihr Mittagessen verdrückt
haben, bin ich schon vorgegangen in unseren Hostelgarten und hab Osterhasen
gespielt. Kurz darauf kamen sie dann alle an und haben sich auf die Suche
gemacht. Und als alle ein Nestchen in den Händen hatten, herrschte große
Zufriedenheit. Und den Eltern hatte Renilda dieses Jahr schon vorher erklärt,
was es mit den Eiern auf sich hat; letztes Jahr hat sie wohl lauter Anrufe
erhalten von Eltern, die nicht wussten, was sie mit den bunten Eiern anfangen
sollten.
Das war also
der Donnerstagvormittag. Und am Donnerstagnachmittag sind Ina und ich (nicht
ganz geplant) schon nach Sucre gefahren und von dort ging am Samstagmittag
unser Flug nach Santa Cruz. In dieser Millionenstadt haben wir den Nachmittag
erst mal gemütlich im Hostel verbracht, bevor wir uns abends mit einer Freundin
getroffen haben. Und kaum hatten wir uns versehen, war es auch schon halb zwei
und somit Zeit an den Flughafen zu fahren und dort meine Familie in Empfang zu
nehmen. Es hatte natürlich pünktlich angefangen zu regnen und die Straßen von
Santa Cruz waren darauf irgendwie nicht vorbereitet – so kam mir das zumindest
vor – denn die Hauptstraße war an manchen Stellen so überflutet, dass unser
Taxifahrer gar nicht wusste, wie ausweiche bzw. durchfahren. Es hat ziemlich
gespritzt und die Sicht war auch nicht toll, aber letztlich sind wir angekommen
und in der Ankunftshalle konnte ich auch schon bekannte Gesichter entdecken.
Aus dem kalten Deutschland angereist, alle noch in fünf Schichten eingepackt,
erwarteten sie mich schon ungeduldig, aber auch ziemlich erschlagen von der
langen Reise mit doch gar nicht so viel Schlaf. Im Hostel angekommen und
eingecheckt, haben wir noch ein bisschen gequatscht, bevor wir schließlich alle
ziemlich fertig in unsere Betten gefallen sind.
Eigentlich
hatten wir vor am Montagabend dann mit der Flota nach Sucre zu fahren, aber
nach unseren Berichten über Fahrzeiten und sogar mögliches „Steckenbleiben“
(vor allem während der Regenzeit) war plötzlich doch die Mehrheit dafür zu
fliegen. So haben wir uns noch einen entspannten Tag in Santa Cruz gegönnt,
bevor es am Dienstagmorgen weiter ging. Auf gut Glück sind wir an den Flughafen
gefahren und haben dort auch noch Tickets bekommen – nur mit dem Bezahlen gab
es etwas Schwierigkeiten, aber letztlich konnten wir auch das regeln.
Allerdings war
dieser Tag der Beginn einiger Magenprobleme, die sich bei einigen
Familienmitgliedern bemerkbar machten. Unsere Pläne haben wir davon aber nicht
durcheinanderbringen lassen und so ging es schon am nächsten Morgen (Mittwoch)
weiter nach Uyuni, um von dort aus die Tour über den Salzsee zu starten.
Zuvor haben
wir aber noch in einem Schnelllauf Sucre besichtigt und abends waren wir in
einem unserer Lieblingsrestaurants, dem „Bisonte“, Steak essen und alle waren
begeistert.
Salar de Uyuni
Nach etwa acht
Stunden Flotafahrt – übrigens der ersten für meine Eltern – kamen wir gegen
fünf Uhr abends in Uyuni an und wurden dort sofort von verschiedensten
Agenturen angeworben. Typisch für die Familie K-K waren wir damit zunächst mal
ziemlich überfordert, aber dann sind wir ohne langes Hin und Her mit einer
jungen Frau mit Kind zu ihrem Hostel gegangen, um zumindest das erste Thema
schon mal zu regeln. Später sind wir mit ihr zu ihrem Agentur-Büro und nach
einer kurzen Einführung haben wir zugesagt. Am nächsten Tag um 11 sollte es losgehen.
Den restlichen
Abend haben wir dann noch im wirklich wenig ansehnlichen Uyuni verbracht. Auf
der Suche nach einem funktionierenden Bankautomaten, später nach einem
Restaurant… Der Tag endete damit, dass die Bankkarte verschwunden war.
Verloren? Im Automaten vergessen? Verlegt? Keiner konnte sich richtig erinnern
und alle waren ziemlich aufgeregt, aber am nächsten Morgen hat ein Gang zur
Bank gereicht und alles war geklärt. So konnten wir dann nach einem leckeren
Frühstück entspannt zu unserer Tour aufbrechen. Und es erwartete uns ein
wirklich eindrucksvoller und atemberaubender Tag.
Los ging‘s
(natürlich nicht ganz pünktlich) zum Eisenbahnfriedhof. Etwas außerhalb von
Uyuni stehen lauter alte Dampfzüge, die von den Touristen besichtigt, aber auch
beklettert werden. Bei uns wäre so was natürlich unvorstellbar! Viel zu
gefährlich!
In Bolivien
existierte früher wohl ein gut ausgebautes Eisenbahnnetz, so erzählte uns unser
Fahrer. Aber 1993(?) wurden die Rechte an Chile verkauft und seither wurden
immer mehr Bahnhöfe geschlossen und heute gibt es im ganzen Land nur noch ein
oder zwei befahrene Strecken. Evo Morales (der aktuelle bolivianische
Präsident) versucht nun anscheinend die alten Verträge zu revidieren und die
Eisenbahn wieder in bolivianische Hände zu bringen.
Von dort aus
ging die Tour noch einmal durch Uyuni, in ein kleines Dorf mit Salzmuseum und
dann direkt auf den Salar. Zum Glück hatte ich mir morgens noch eine
Sonnenbrille gekauft, denn das unendliche Weiß gemeinsam mit der Sonne ist
wirklich blendend hell.
Zuerst kamen wir vorbei an den Salzhügeln des
Salzabbaus. Anscheinend wird nicht von einer Firma abgebaut, sondern alle
Anwohner des Salars haben die Rechte dafür und nur ein winziger Teil des Salzes
wird ins Ausland exportiert, weil die meisten südamerikanischen Länder ihren
„eigenen“ Salzsee haben.
Dann ging‘s
weiter vorbei „blubbernden Löchern“, die von den nahegelegenen Vulkanen
eisenhaltig sind. Insgesamt ist das salzhaltige Wasser des Salars sehr gut für
die Gesundheit: Es hilft dabei Wunden zu verschließen und gegen Probleme wie
Rheuma.
Der nächste
Stopp war bei der „Fischinsel“, wo bis zu 15 Meter hohe Kakteen wachsen. Ihren
Namen hat sie von der Form, die man aus der Ferne erkennen kann, was an der
Spiegelung der Insel im (leicht überfluteten) Salar liegt. Vom höchsten Punkt
hat meinen einen tollen Blick über den Salzsee: Weiß soweit das Auge reicht und
schneebedeckte Berge am Horizont.
Als wir wieder
in den Jeep stiegen, neigte sich der Tag bereits dem Ende entgegen und kurz
darauf haben wir noch einmal angehalten, um noch ein paar Fotos zu machen,
bevor wir den Salar wieder verlassen würden.
Der Plan war
dann in einem Salzhotel, das heißt ein komplett aus Salz gebautes und
eingerichtetes Haus, zu übernachten. Plötzlich sahen wir uns aber einem
ziemlich überfluteten Teil gegenüber und unser Führer wirkte auch etwas
angespannt. Ob es nun so geplant war oder nicht, weiß ich nicht; auf jeden Fall
sind wir schließlich abgebogen auf einen „Salzsteg“ und das dahinterliegende
Hotel war bereits (für den Guide auf den ersten Blick sichtbar) überfüllt,
sodass wir noch eine gute Stunde weitergefahren sind, in ein kleines Dorf. Und
schließlich haben wir auch noch eine Unterkunft gefunden, wenn auch kein
Salzhotel.
Der zweite Tag
kam dann leider – zumindest vormittags – nicht an den ersten ran.
Landschaftlich zwar immer noch beeindruckend, aber die Stimmung in unserem Jeep
war etwas angespannt.
Zunächst ging
es noch über einen kleineren Salzsee, dann auf einen Aussichtspunkt, von dem
man einen noch aktiven Vulkan beobachten konnte und dann vorbei an
verschiedenen Lagunen. Diese sind alle giftig, was uns zu der Frage brachte, ob
das den dort ansässigen Pelikanen nichts ausmacht. Die Erklärung: Sie fischen
nur die Mikroorganismen aus der Lagune und trinken das nicht toxische Wasser um
die Lagune herum.
Am Nachmittag
ging es dann noch durch eine Wüste und zu einigen Felsformationen, wo man unter
anderem den bekannten Steinbaum besichtigen konnte. Die Formationen bilden sich
im Lauf der Jahr(zehnt)e durch den bis zu 100km/h schnellen/starken? Wind, der
natürlich auch die Sandkörner mit sich trägt.
Gerade bei
Sonnenuntergang kamen wir an der roten Lagune und unserer zweiten Unterkunft an
und verbrachten dort eine wirklich eisige Nacht.
Der dritte Tag
der Tour begann um fünf Uhr in der Früh. Bei -10°C und Sternenhimmel stiegen
wir in den Jeep und pünktlich zum Sonnenaufgang kamen wir bei den Geysiren an.
Kurze Fotopause bei diesen blubbernden, giftige Gase ausströmenden „Löchern“,
gemeinsam mit allen anderen Gruppen. Die Gase sollte man nicht zu viel
einatmen, aber dazwischen rumlaufen war kein ProblemJ.
Anschließend
ging es weiter vorbei an den heißen Quellen – wo alle anderen zuerst anhielten
– zur grünen Lagune, dem südlichsten Punkt der Tour. In den letzten Jahren kann
man hier aber immer weniger Farbveränderungen feststellen und unser Guide hatte
dafür zwei Theorien bereit:
- Ein starkes Erdbeben vor ein paar Jahren könnte den Grund beschädigt haben, sodass die für die Farbe verantwortlichen Teile nach unten absinken.
- Eine große Firma mit Standort in der Gegend hat vielleicht bei irgendwelchen Tests was in die Lagune geschüttet, das dazu geführt hat, dass die Verfärbungen nicht mehr/ kaum noch stattfindet
Von dort aus
machten wir uns dann wieder auf den Rückweg. Als wir bei den heißen Quellen
ankamen, war dort kaum noch was los und so konnten wir das heiße Wasser richtig
genießen, bevor es mit dem Jeep wieder die ganze Strecke zurückging –
allerdings auf (teilweise) anderer Strecke. Noch einmal durch die
verschiedensten Landschaften und gegen fünf waren wir zurück in Uyuni.
Zu sehen gabs auf der Tour auch immer mal wieder Vikuñas... |
... und Lamas. - Na, wer erkennt den Unterschied? |
Dort dann
schnell Flota-Tickets kaufen, noch Hamburguesa essen und schon geht’s los
zurück nach Sucre und von dort aus mitten in der Nacht mit dem Taxi weiter nach
Alcalá, wo wir das Osterwochenende verbracht haben. So hatte meine Familie dann
auch gleich Gelegenheit eine alcaleñische Fiesta zu erleben, aber vor allem
ging es natürlich darum, ihnen zu zeigen, wo ich hier lebe; dass sie den Ort
kennen lernen, der für mich schon zu meinem zweiten Zuhause geworden ist.
Am
Montagmorgen (hier übrigens kein Feiertag) sind wir dann mit der Flota zurück
nach Sucre, wo wir noch ein paar Stunden Zeit hatten, bevor es über Nacht
weiter nach La Paz ging. Diese Zeit haben Mama und ich genutzt, um mal in einen
„Salón de Belleza“ zu gehen und anschließend waren wir nochmal gemeinsam Steak
essen.
Am nächsten
Morgen kamen wir nach einigermaßen angenehmer Fahrt im Semi-Cama-Bus(bedeutet
so viel wie „halbes Bett“, also man hat etwas mehr Platz) in La Paz an. Das
heißt eigentlich sind wir schon in El Alto ausgestiegen, um direkt beim
Flughafen nach Tickets nach Rurrenabaque zu schauen. Dort wollten wir ja gerne
noch die Pampas-Tour machen, aber unsere Hoffnungen wurden schwer enttäuscht.
Alle in Frage kommenden Flüge für die nächsten beiden Tage waren bereits
ausgebucht. Nach vermutlich fast zwei Stunden Warten und Hoffen, haben wir uns
dann auf den Weg zum Hostel in La Paz gemacht und die nächsten beiden Tage sind
wir dort durch die Stadt bzw. die Touri-Straßen geschlendert und haben noch
einen Ausflug zum Valle de la Luna gemacht.
Am Donnerstag
sind wir dann schon wieder zurück nach Santa Cruz geflogen und haben noch
anderthalb Tage dort genossen. Eigentlich hätten wir auch gerne noch einen
Ausflug zu den nicht weit entfernten Sanddünen gemacht, aber das Wetter war
nicht auf unserer Seite und so haben wir größtenteils im Hostel entspannt.
Am Samstag
gingen dann knapp zwei Wochen Familienbesuch zu Ende. Da ich sie gerne noch zum
Flughafen bringen wollte, habe ich mich dafür entschieden erst sonntags zurück
nach Sucre zu fliegen. Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück gings dann also
mit dem Taxi zum Flughafen und nachdem alles Gepäck ein- und nach Deutschland
durchgecheckt war, haben wir uns verabschiedet und ich habe mich – nachdem ich
mir selbst noch ein Flugticket besorgt hatte – wieder auf den Weg in die
Innenstadt gemacht.