Herzlich Willkommen!

Liebe Besucher,
dieser Blog soll mir in den nächsten 12 Monaten - und vielleicht auch darüber hinaus - als Plattform dienen, um euch über meine Erlebnisse und Erfahrungen in Bolivien zu berichten. Schnuppert doch einfach mal rein.Viel Spaß beim Lesen!

Sonntag, 26. Mai 2013

DELE vorbei und in 2 1/2 Monaten gehts schon wieder nach Hause

Vor einer knappen Stunde bin ich mit der Flota wieder in Sucre angekommen. Direkt aus La Paz, wo wir seit Mittwoch wegen unserer DELE-Prüfung waren.
Jetzt ist der Lern-Stress endlich vorbei! Nur die Ergebnisse lassen noch auf sich warten, aber spätestens wenn wir dann wieder in Deutschland sind, bekommen wir Bescheid :-)
Die erste Prüfung - der mündliche Teil - stand schon am Donnerstag an und die ist eigentlich bei uns allen ganz gut gelaufen. Zumindest waren wir froh, als es rum war! Gestern dann der zweite Teil(mit Lese- & Hör-Verstehen und Textredaktion) - zum Glück vormittags, denn sonst hätten wir ja das Fußball-Highlight gar nicht mitverfolgen können. Jedenfalls war dieser Examensteil (vor allem das Audio) schwieriger als wir es in der Vorbereitung geübt hatten und letztendlich sind wir alle mit dem Gefühl raus gegangen es nicht richtig einschätzen zu können. Aber egal! Vorbei ist vorbei und ändern können wir jetzt eh nichts mehr.
Gegen eins waren wir fertig, sind nochmal kurz im Hostel vorbei gegangen und dann war es auch schon an der Zeit eine geeignete Bar zum Fußball-Schauen zu suchen. Dort haben wir dann alle zusammen das Spiel verfolgt und man hätte sich mit der Mehrheit des Restaurants auf Deutsch unterhalten können - und das nicht unseretwegen. War auf jeden Fall ganz witzig, auch wenn der bayrische Siegtreffer kurz vor Schluss nicht alle erfreut hat. Dafür unseren fußballbegeistertsten aber um so mehr. Danach bin ich mit Ina los um unsere maßgeschneiderten Lederjacken abzuholen und das wurde auch zu einem ziemlichen Abenteuer, weil die ganze Stadt voll und zum Teil gesperrt war; denn in La Paz fand gestern die Entrada zur "Fiesta del Gran Poder" statt. So mussten wir uns durch die Massen drängen und darauf warten, dass die Straßen für einen Moment freigegeben wurden. Und viel Zeit hatten wir zudem auch nicht mehr, denn um halb acht ging bereits unsere Flota und wir waren  schon vorgewarnt worden, dass unser Taxi auch aufgrund der Fiesta ganz außenrum fahren müsse. Letztendlich kamen wir aber noch rechtzeitig im Hostel an, haben schließlich einen Taxifahrer gefunden, der willig war, dem Umweg auf sich zu nehmen und nach einer halben Stunde teils aufregender Fahrt sind wir am Busterminal angekommen. Und damit sind wir auch schon wieder am Ende unseres Ausflugs nach La Paz.
Morgen fahre ich zurück nach Alcalá, wo noch ein bisschen Arbeits-Alltag auf mich wartet, bevor sich das Jahr hier ganz dem Ende entgegen neigt. Ich hoffe noch auf eine tolle Zeit und bin gespannt, was mich noch erwartet - und natürlich auch auf meine DELE-Ergebnisse ;-)
Am Flughafen in La Paz geht's erst mal zu Subway
Championsleague-Finale sogar auf Leinwand

Samstag, 4. Mai 2013

Ein unvergesslicher Tag auf dem Campo


Ihr denkt wahrscheinlich: „So, der Urlaub ist ja jetzt schon wieder seit einem Monat vorbei und seither ist doch mit Sicherheit auch schon wieder viel passiert“. Aber eigentlich ist dem gar nicht so – zumindest stand nicht viel an, was wirklich erzählenswert wäre.
Nach der Abreise meiner Familie, war ich wieder für zwei Wochen in Sucre zum Sprachkurs. Eine Zeit hauptsächlich geprägt von Hausaufgaben und Lernen. Obwohl zwischendurch natürlich auch immer mal wieder ein Gang in die Stadt oder auf den Markt auf dem Programm stand.
Dann war ich für eine Woche in Alcalá, wo sich alle gefreut haben mich wieder zu sehen und mich schon „als vermisst gemeldet hatten“. Diese Woche lief eigentlich total normal ab. Ich war die meisten Tage Kindergarten, montags in der Außenschule und hab meinen Schülern mal wieder Englisch gegeben.
Der Montag in MulaCancha war allerdings schon wieder ein Erlebnis. Da komme ich nach vier Wochen zum ersten Mal wieder dort an und werde sofort wieder mit derselben Freude und Offenheit begrüßt. Aber was ich eigentlich erzählen will, ist Folgendes: Nach dem Mittagessen habe ich mich wie gewohnt verabschiedet und wollte mich gerade auf den Heimweg machen, als die Erzieherin hinter mir hergerannt kam und mich fragte, ob wir nicht zusammen gehen können. „Claro“, habe ich ihr geantwortet und so gingen wir ein Stück nebeneinander her und irgendwann kam die Frage auf ob ich nicht „Choclo“ mitnehmen wolle. „Choclo“, so heißt der Mais hier. Meine Begeisterung dafür hält sich allerdings in Grenzen und so habe ich auch nicht so überschwänglich reagiert. Macht aber nichts! Als wir an ihrem Feld vorbei kommen, sollte ich ihr folgen und so schlugen wir uns mitten durch ein Maisfeld, aus dem ich mit einer voll beladenen Tasche wieder hervor kam. Der Großteil war Choclo, aber auch vom „Maisrohr“ hatte sie mir etwas mitgegeben. Dieses enthält eine süße Flüssigkeit, die ausgesaugt wird. So lieb das alles auch gemeint war, versuchte ich doch immer wieder Doña Rosenda zu bremsen. Schließlich hatte ich noch eine Stunde Heimweg vor mir! Sagen wollte ich das aber so auch nicht und irgendwann war meine Tasche dann einfach voll und wir sind zurück auf den Weg. Dort haben wir uns verabschiedet, denn sie nahm eine Abzweigung zu ihrem Haus und ich folgte weiter dem Hauptweg nach Alcalá. Ich versüßte mir den Weg mithilfe des Maisrohrs und als mir dann ein paar Schülern aus Alcalá entgegenkamen, habe ich den Rest ihnen geschenkt und sie haben sich auch sehr gefreut. Den Choclo habe ich dann im Hostel an Don Roger und alle anderen verteilt, allerdings haben Georgi und ich beim Kochen irgendwas falsch gemacht. Er wurde einfach nicht weich.
Als dann Georgi am Dienstag aus Mula kam, brachte sie die Einladung mit am Samstag zu Doña Rosenda zu gehen und mit ihr Maiskuchen zu backen. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und so hatten wir auch schon einen Plan fürs Wochenende.
Samstagmorgen, Viertel nach Acht . Los geht’s, gemeinsam mit noch einem Freund von Georgi und mit ein paar Backzutaten im Gepäck, aufs Campo zu Doña Rosenda und ihrer Familie. Als wir gegen halb Zehn ankamen, sollten wir uns erst mal kurz ausruhen. Das wollten wir aber nicht und haben lieber ihrem Sohn geholfen den Mais abzuschaben, während sie selbst noch in der Küche am Kochen war. Essen für uns durfte natürlich nicht fehlen und kurz darauf hatten wir einen Teller mit mindestens acht Kartoffeln und Fleisch vor uns. Dazu noch ein Schüsselchen mit Mais und drei Maiskolben. Und das um Zehn Uhr morgens! Aber nun ja, wir wollten ja nicht unhöflich sein und so haben wir brav unseren Teller aufgegessen, der Mais blieb allerdings übrig. Als wir fertig waren haben wir uns gemeinsam mit ihren drei (anwesenden) Kindern auf den Weg zu den Kühen gemacht, um frische Milch zu trinken. Dafür hatten wir extra Alkohol mitgebracht, denn der darf hier natürlich auf keinen Fall fehlen. Das Rezept dafür: Ein Löffel Zucker, ein Schuss Alkohol und dann frische Milch darauf melken. Solange die Mischung nicht zu stark ist, schmeckt das auch gar nicht so schlecht. Mein zweites Glas habe ich aber trotzdem lieber pur getrunken.




Schließlich haben sich die Jungs auf den Weg gemacht, die Kühe zum Weiden zu treiben und wir Mädchen und Frauen haben währenddessen schon den Teig für den Kuchen vorbereitet. Dazu musste der zuvor abgeschabte Mais erst mal durch eine Presse gejagt werden, eine ziemlich anstrengende Arbeit, aber es hat trotzdem Spaß gemacht.




Letztendlich haben wir nicht nur Maiskuchen, sondern auch noch „Humintas“(in die Maisblätter eingewickelte Maistaschen) und Brot gebacken. Unsere Panes sahen dabei natürlich genauso schön aus wie die von Rosenda J. Und natürlich bekamen wir zwischendurch auch noch mal einen Riesenteller mit Kartoffeln, Reis und Fleisch – ansonsten wären wir bei all dem Gebäck bestimmt verhungert!


Schritt 1: Aus dem Teig werden kleine Bälle geformt 
Unsere vorgeformten Brötchen werden noch etwas verschönert.
Unser Kuchen und die "Humintas"
So waren wir den ganzen Tag am Backen oder saßen gemütlich im Hof Garten und die Kinder hatten sehr viel Spaß mit meiner Kamera. Der Akku war dann zwar irgendwann leer, dafür haben wir jetzt aber viele schöne Bilder – einige auch von Dingen, die uns schon viel zu normal erscheinen, als dass sie ein Foto wert wären. Kaum dass wir uns versehen haben, ging auch schon wieder die Sonne unter. Zeit für ein heißes Getränk, während die Jungs neben uns Murmeln spielten. Aber dann verabschieden wir uns schließlich und mit Taschen voller Gebäck machen wir uns auf den Heimweg. In der Dunkelheit ist dieser aber gar nicht so leicht zu finden – zum Glück gibt’s Handys mit Taschenlampe. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

Ein einfaches Seil um einen Ast geschlungen, und schon hat man eine tolle Schaukel.
Eine Faszination für elektronische Geräte, wie wir sie kaum noch kennen.

Am Montag wäre ich eigentlich gerne nochmal nach MulaCancha gegangen, aber ich lag mit Magenproblemen im Bett, sodass ich eigentlich ganz froh war, dass wir erst am Dienstag nach Sucre fahren würden. Aber wir sind ja in Bolivien. Und im Moment sind hier überall Streiks und Straßenblockaden. Deshalb kam gegen halb zwei die Verkäuferin der Flota-Tickets zu uns und meinte es wäre sicherer, wenn wir noch am selben Tag fahren könnten. Also – wir hatten ja nicht wirklich eine Wahl, denn ich musste wieder zum Sprachkurs – haben Georgi und ich schnell unsere Sachen gepackt und sind kaum zwei Stunden später in den Bus gestiegen. Die Fahrt war eigentlich echt gut und wir waren schnell da, aber dann kurz vor Sucre mussten wir plötzlich aussteigen. „Bloqueos“. Kein Durchkommen für die Busse, schon seit Tagen. Also mussten wir ein ganzes Stück laufen, aber hinter der zweiten Blockade hat uns dann zum Glück ein Freund von Georgi abgeholt.
Am Donnerstag wurden die Blockaden dann aufgehoben – für die Zeit von Verhandlungen mit der Regierung – aber ab Montag soll bereits von einer noch größeren Gesellschaft blockiert werden. Deshalb war ich schwer am Überlegen, ob ich für vier Tage überhaupt nochmal nach Alcalá fahre und das Risiko eingehe, dass es von dort keine Flota gibt. Aber da ich eh die beiden Wochen darauf schon wieder hier in Sucre bin, fahre ich nochmal. Ich bin echt froh, wenn der Sprachkurs und auch die Prüfung vorbei ist und ich noch ein paar Wochen am Stück in Alcalá verbringen kann.