Ihr denkt
wahrscheinlich: „So, der Urlaub ist ja jetzt schon wieder seit einem Monat
vorbei und seither ist doch mit Sicherheit auch schon wieder viel passiert“.
Aber eigentlich ist dem gar nicht so – zumindest stand nicht viel an, was
wirklich erzählenswert wäre.
Nach der
Abreise meiner Familie, war ich wieder für zwei Wochen in Sucre zum Sprachkurs.
Eine Zeit hauptsächlich geprägt von Hausaufgaben und Lernen. Obwohl
zwischendurch natürlich auch immer mal wieder ein Gang in die Stadt oder auf
den Markt auf dem Programm stand.
Dann war ich
für eine Woche in Alcalá, wo sich alle gefreut haben mich wieder zu sehen und
mich schon „als vermisst gemeldet hatten“. Diese Woche lief eigentlich total
normal ab. Ich war die meisten Tage Kindergarten, montags in der Außenschule
und hab meinen Schülern mal wieder Englisch gegeben.
Der Montag in
MulaCancha war allerdings schon wieder ein Erlebnis. Da komme ich nach vier
Wochen zum ersten Mal wieder dort an und werde sofort wieder mit derselben
Freude und Offenheit begrüßt. Aber was ich eigentlich erzählen will, ist
Folgendes: Nach dem Mittagessen habe ich mich wie gewohnt verabschiedet und
wollte mich gerade auf den Heimweg machen, als die Erzieherin hinter mir
hergerannt kam und mich fragte, ob wir nicht zusammen gehen können. „Claro“,
habe ich ihr geantwortet und so gingen wir ein Stück nebeneinander her und
irgendwann kam die Frage auf ob ich nicht „Choclo“ mitnehmen wolle. „Choclo“,
so heißt der Mais hier. Meine Begeisterung dafür hält sich allerdings in
Grenzen und so habe ich auch nicht so überschwänglich reagiert. Macht aber
nichts! Als wir an ihrem Feld vorbei kommen, sollte ich ihr folgen und so
schlugen wir uns mitten durch ein Maisfeld, aus dem ich mit einer voll
beladenen Tasche wieder hervor kam. Der Großteil war Choclo, aber auch vom
„Maisrohr“ hatte sie mir etwas mitgegeben. Dieses enthält eine süße
Flüssigkeit, die ausgesaugt wird. So lieb das alles auch gemeint war, versuchte
ich doch immer wieder Doña Rosenda zu bremsen. Schließlich hatte ich noch eine
Stunde Heimweg vor mir! Sagen wollte ich das aber so auch nicht und irgendwann
war meine Tasche dann einfach voll und wir sind zurück auf den Weg. Dort haben
wir uns verabschiedet, denn sie nahm eine Abzweigung zu ihrem Haus und ich
folgte weiter dem Hauptweg nach Alcalá. Ich versüßte mir den Weg mithilfe des
Maisrohrs und als mir dann ein paar Schülern aus Alcalá entgegenkamen, habe ich
den Rest ihnen geschenkt und sie haben sich auch sehr gefreut. Den Choclo habe
ich dann im Hostel an Don Roger und alle anderen verteilt, allerdings haben
Georgi und ich beim Kochen irgendwas falsch gemacht. Er wurde einfach nicht
weich.
Als dann
Georgi am Dienstag aus Mula kam, brachte sie die Einladung mit am Samstag zu
Doña Rosenda zu gehen und mit ihr Maiskuchen zu backen. Das ließen wir uns
nicht zweimal sagen und so hatten wir auch schon einen Plan fürs Wochenende.
Samstagmorgen,
Viertel nach Acht . Los geht’s, gemeinsam mit noch einem Freund von Georgi und
mit ein paar Backzutaten im Gepäck, aufs Campo zu Doña Rosenda und ihrer
Familie. Als wir gegen halb Zehn ankamen, sollten wir uns erst mal kurz
ausruhen. Das wollten wir aber nicht und haben lieber ihrem Sohn geholfen den
Mais abzuschaben, während sie selbst noch in der Küche am Kochen war. Essen für
uns durfte natürlich nicht fehlen und kurz darauf hatten wir einen Teller mit
mindestens acht Kartoffeln und Fleisch vor uns. Dazu noch ein Schüsselchen mit
Mais und drei Maiskolben. Und das um Zehn Uhr morgens! Aber nun ja, wir wollten
ja nicht unhöflich sein und so haben wir brav unseren Teller aufgegessen, der
Mais blieb allerdings übrig. Als wir fertig waren haben wir uns gemeinsam mit
ihren drei (anwesenden) Kindern auf den Weg zu den Kühen gemacht, um frische
Milch zu trinken. Dafür hatten wir extra Alkohol mitgebracht, denn der darf
hier natürlich auf keinen Fall fehlen. Das Rezept dafür: Ein Löffel Zucker, ein
Schuss Alkohol und dann frische Milch darauf melken. Solange die Mischung nicht
zu stark ist, schmeckt das auch gar nicht so schlecht. Mein zweites Glas habe
ich aber trotzdem lieber pur getrunken.
Schließlich
haben sich die Jungs auf den Weg gemacht, die Kühe zum Weiden zu treiben und
wir Mädchen und Frauen haben währenddessen schon den Teig für den Kuchen
vorbereitet. Dazu musste der zuvor abgeschabte Mais erst mal durch eine Presse
gejagt werden, eine ziemlich anstrengende Arbeit, aber es hat trotzdem Spaß
gemacht.
Letztendlich
haben wir nicht nur Maiskuchen, sondern auch noch „Humintas“(in die Maisblätter
eingewickelte Maistaschen) und Brot gebacken. Unsere Panes sahen dabei
natürlich genauso schön aus wie die von Rosenda J.
Und natürlich bekamen wir zwischendurch auch noch mal einen Riesenteller mit
Kartoffeln, Reis und Fleisch – ansonsten wären wir bei all dem Gebäck bestimmt
verhungert!
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Schritt 1: Aus dem Teig werden kleine Bälle geformt |
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Unsere vorgeformten Brötchen werden noch etwas verschönert. |
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Unser Kuchen und die "Humintas" |
So waren wir
den ganzen Tag am Backen oder saßen gemütlich im Hof Garten und die Kinder
hatten sehr viel Spaß mit meiner Kamera. Der Akku war dann zwar irgendwann
leer, dafür haben wir jetzt aber viele schöne Bilder – einige auch von Dingen,
die uns schon viel zu normal erscheinen, als dass sie ein Foto wert wären. Kaum
dass wir uns versehen haben, ging auch schon wieder die Sonne unter. Zeit für
ein heißes Getränk, während die Jungs neben uns Murmeln spielten. Aber dann
verabschieden wir uns schließlich und mit Taschen voller Gebäck machen wir uns
auf den Heimweg. In der Dunkelheit ist dieser aber gar nicht so leicht zu
finden – zum Glück gibt’s Handys mit Taschenlampe. Aber das ist eine andere
Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.
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Ein einfaches Seil um einen Ast geschlungen, und schon hat man eine tolle Schaukel. |
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Eine Faszination für elektronische Geräte, wie wir sie kaum noch kennen. |
Am Montag wäre
ich eigentlich gerne nochmal nach MulaCancha gegangen, aber ich lag mit
Magenproblemen im Bett, sodass ich eigentlich ganz froh war, dass wir erst am
Dienstag nach Sucre fahren würden. Aber wir sind ja in Bolivien. Und im Moment
sind hier überall Streiks und Straßenblockaden. Deshalb kam gegen halb zwei die
Verkäuferin der Flota-Tickets zu uns und meinte es wäre sicherer, wenn wir noch
am selben Tag fahren könnten. Also – wir hatten ja nicht wirklich eine Wahl,
denn ich musste wieder zum Sprachkurs – haben Georgi und ich schnell unsere
Sachen gepackt und sind kaum zwei Stunden später in den Bus gestiegen. Die
Fahrt war eigentlich echt gut und wir waren schnell da, aber dann kurz vor
Sucre mussten wir plötzlich aussteigen. „Bloqueos“. Kein Durchkommen für die
Busse, schon seit Tagen. Also mussten wir ein ganzes Stück laufen, aber hinter
der zweiten Blockade hat uns dann zum Glück ein Freund von Georgi abgeholt.
Am Donnerstag wurden die Blockaden dann aufgehoben –
für die Zeit von Verhandlungen mit der Regierung – aber ab Montag soll bereits
von einer noch größeren Gesellschaft blockiert werden. Deshalb war ich schwer
am Überlegen, ob ich für vier Tage überhaupt nochmal nach Alcalá fahre und das
Risiko eingehe, dass es von dort keine Flota gibt. Aber da ich eh die beiden
Wochen darauf schon wieder hier in Sucre bin, fahre ich nochmal. Ich bin echt
froh, wenn der Sprachkurs und auch die Prüfung vorbei ist und ich noch ein paar
Wochen am Stück in Alcalá verbringen kann.