Inzwischen bin ich schon einen Monat wieder im Lande, die
Uni hat schon wieder angefangen und im Großen und Ganzen läuft alles genauso
weiter, wie es vor drei Monaten aufgehört hat. Trotzdem möchte ich euch gerne
noch von meiner Bolivien-Reise erzählen. Sie war wieder geprägt von vielen
tollen Erlebnissen, Eindrücken und auch von Erinnerungen an das vergangene
Jahr. Aber der Reihe nach.
Nach unserer Ankunft in Santa Cruz haben wir die ersten
beiden Tage dort verbracht und uns mit einer Freundin getroffen, die jetzt dort
ein Auslandssemester macht. Allerdings konnten wir der Stadt selbst schon
letztes Jahr nicht sehr viel abgewinnen. Es ist einfach zu groß, zu heiß und
vieeel zu europäisch!! :D Also sind wir ziemlich bald weitergefahren in die Chuquitania.
In dieser Gegend östlich von Santa Cruz gab es früher viele Missionsstätten der
Jesuiten und inzwischen sind viele der Kirchen restauriert bzw. rekonstruiert
und für den Tourismus geöffnet. Wir haben uns das Dorf San José de Chuiquitos
angeschaut und es war den Besuch auch wirklich wert. Die Kirche und das kleine
dazugehörige Museum sind wirklich sehenswert und wenn es nicht so heiß gewesen
wäre, hätten wir auch noch zu einer etwas auswärts liegenden Ausgrabungsstätte
laufen können. So haben wir lieber den Schatten der Plaza genossen und etwas
Siesta gemacht, bevor es am Abend weiterging an die brasilianische Grenze nach
Puerto Quijarro. Dort waren damals auch Freiwillige von uns „stationiert“ und
aus ihren Erzählungen haben wir uns irgendwie eine größere Stadt vorgestellt,
als sie uns dann erwartet hat. Nach einem kurzen Rundgang durch den Ort hatten
wir den Eindruck, eigentlich alles gesehen zu haben und nach den Auskünften der
Leute gab es auch kein Museum, sondern nur die Grenze ein paar Kilometer
entfernt und einen „Mirador“, also einen Aussichtspunkt. Daraufhin haben wir
uns erst mal die Nägel lackieren lassen. Und dann haben wir Siesta gemacht – es
war zu heiß, um weiter draußen rumzulaufen. Erst gegen 17Uhr haben wir uns
wieder aus dem Hotel getraut und auf die Suche nach besagtem Mirador gemacht.
Und da waren wir dann doch ziemlich baff! Nachdem wir das Gefühl hatten, der
Straße schon ewig gefolgt zu sein, ohne das weit und breit etwas zu sehen war,
das auf eine Aussichtsplattform schließen ließ, wollten wir gerade schon
aufgeben, als eine Mutter mit Kindern meinte, es sei gleich da vorne. Und da
war es dann tatsächlich: Eine richtig große Anlage mit Grillstellen und
Spielplätzen und einem unglaublichen Blick – zwar nicht über Puerto Quijarro, wie
wir eigentlich dachten, aber über das Flusstal und auf die brasilianische
Grenzstadt Corrumba. Zuerst konnten wir uns überhaupt nicht vorstellen, dass
dieses liebevoll angelegte Areal auch genutzt wird, aber mit der Dämmerung
kamen dann doch immer mehr Kinder und Familien – nur leider auch massenhaft
Moskitos, sodass wir uns bald wieder auf den Heimweg gemacht haben. Am nächsten
Tag sind wir an die Grenze und in die brasilianische Nachbarstadt gefahren.
Leider haben wir europäischen Mädels vergessen, dass man erst ausreisen muss,
bevor man wieder einreisen kann – allerdings war da auch unser Taxifahrer mit
dran schuld J -
und haben uns zunächst mal falsch angestellt. Letztlich hat dann aber alles
geklappt und los ging unser Ausflug nach Brasilien. Kaum über der Grenze haben
sich die Micros in Stadtbusse europäischer Größe verwandelt, die Straßen waren
wesentlich besser gerichtet, die Menschen größer und an jeder Ecke gab es
Mülleimer und Telefonzellen. Aber die angeblich „original bolivianischen Salteñas“,
die dort auf einer Fiesta verkauft wurden, waren dann doch nicht so lecker, wie
die wirklich bolivianischen. Auf jeden Fall hatten wir einen schönen Tag und waren froh zumindest mal einen kleinen Schritt über eine bolivianische Grenze gemacht zu haben und noch ein bisschen was anderes von Südamerika mitzunehmen.
Abends gings dann mit der Flota zurück nach Santa Cruz. Dort
sind wir mit zwei Bolivianern, die wir in San José kennengelernt hatten, Mittag
essen gegangen, danach haben wir unsere Reiserucksäcke bei unserer Freundin
abgeholt und dann ging es auch schon weiter nach Sucre. Nach einer Woche
tropischen Temperaturen haben wir uns wirklich richtig auf das milde Wetter
dort gefreut. Und natürlich auch auf vieles mehr.
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