Am Dienstagmorgen ging das Abenteuer dann los. Um halb neun
sollten wir bei der Organisation sein. Typisch deutsch waren wir bereits
zwanzig Minuten früher da, denn wir hatten unsere Quittungen in La Paz
vergessen und dachten wir müssen nochmal groß was ausfüllen. Aber falsch
gedacht! Diesmal keine bolivianische Bürokratie mit Passnummer etc., sondern
nur ein einfacher Zettel mit unseren Namen und dass wir aus Deutschland sind.
Um neun – oder vielleicht auch etwas später – wurde der Jeep beladen und wir
düsten ab Richtung Santa Rosa. Die Strecke war ziemlich holprig und mit acht
Leuten war es im Jeep hinten auch ziemlich warm. Nach gut drei Stunden war es
Zeit fürs Mittagessen in Santa Rosa, bevor noch eine kurze Etappe zum Fluss
folgte, wo wir aufs Boot umstiegen. Als mein Sitz noch kurzfristig mit einem
Nagel neu gesichert wurde, ging das Handy des Reparateurs baden, aber er konnte
es wieder aus dem Fluss fischen – Ich hoffe es funktioniert noch! J
Dann ging es etwa drei Stunden über den Fluss zu unserem
Camp, wo wir die folgenden zwei Nächte verbringen würden. Durch die knallige
Mittagssonne, dafür aber vorbei an Alligatoren, Schildkröten, Paradiesvögeln,
Wasserschweinen, durch die Bäume huschenden Äffchen und nicht zu vergessen den
bekannten, pinken Flussdelfinen. Insgesamt ein toller erster Nachmittag in den
Pampas! Mein eigentliches Tageshighlight kam aber erst später. Nach dem
Abendessen ging es noch einmal aufs Boot, um im Dunkeln nach den Augen der
Alligatoren und Kaimane zu suchen. Im Schein der Taschenlampe leuchteten diese
gelb oder rot auf. Noch viel faszinierter waren wir allerdings vom wirklich
gigantischen Sternenhimmel. Die Sterne funkelten und wirkten so nah und so sind
wir gut eine halbe Stunde über den dunklen Fluss getrieben, haben den
Tierstimmen gelauscht und den unglaublichen Nachthimmel genossen. Das war im
wahrsten Sinne des Wortes „das Gold von den Sternen“. Anschließend ging es
zurück ins Camp und als um 22 Uhr das Licht ausging – Strom gibt es nur von 19
bis 22 Uhr – lagen wir auch schon alle in unseren von Moskitonetzen geschützten
Betten und versuchten trotz all der Hitze Schlaf zu finden.
Am nächsten Morgen erwartete uns ein Frühstück mit Pan,
Marmelade, Dulce de Leche, frischem Obst und Pfannkuchen und anschließend war
es an der Zeit passende Gummistiefel zu suchen. Denn an diesem Morgen machten
wir uns auf die Suche nach Anakondas. Dazu fuhren wir ein Stück mit dem Boot
und stiefelten dann immer weiter mitten in die „Pampas“. Was die Pampas sind? –
Nun, es ist nicht direkt der Dschungel und Regenwald, sondern eigentlich mehr
weite Sumpf- und Graslandschaft. Je weiter wir vordrangen, desto feuchter wurde
der Boden und immer weiter sanken wir mit unseren Gummistiefeln in den Morast.
Das „Highlight“ war allerdings erst erreicht, als wir mitten durch einen
kleinen Weiher marschierten und plötzlich alle bis zu den Knien im Wasser
standen. Da haben selbst die Gummistiefel nicht mehr geholfen J. Trotz all diesen
Bemühungen haben wir keine Anakonda (und auch sonst keine Schlange) zu Gesicht
bekommen – aber ehrlich gesagt, war ich auch gar nicht so scharf darauf. Auch
so war es schon ein spannendes Erlebnis, die weiten dieser Landschaft und auch
die dort zahlreichen Vögel zu sehen. Nicht so angenehm waren dagegen die vielen
Mücken, weshalb ich den ganzen Vormittag mit langen Ärmeln unterwegs war, was
am Ende wirklich heiß und unangenehm wurde.
Zuhause gab es dann erst mal eine schön kalte Dusche und
nachdem meine lange Hose vom Vormittag schmutzig war und sie gegen die Mücken
ohnehin nicht viel ausgerichtet hatte, beschloss ich, dass meine kurze Hose
vollkommen ausreichend war. Für unser Nachmittagsprogramm sowieso. Nach einer
ausgedehnten Mittagspause, in der die Äffchen über die Dächer hüpften und einen
ziemlichen Krawall veranstalteten – eines hat Ina sogar im Schlafraum besucht –
ging’s los zum Delfinschwimmen. Denn wenn die rosa Flussdelfine in der Nähe
sind, kann man unbesorgt im Fluss schwimmen – Alligatoren stellen dann keine
Gefahr dar. War ein echt cooles Erlebnis, auch wenn sich die Delfine nicht so
richtig genähert haben, weil noch ein anderes Boot da war und es einfach zu
viele Menschen waren. Das war am nächsten Tag, als wir zum Abschluss nochmal
dort waren schon ganz anders. Nachdem wir alle wieder ins Boot geklettert
waren, ging‘s los zu einer Ranch, so wir den Sonnenuntergang beobachten, Sport
machen und Getränke kaufen konnten. Leider gab‘s auch da ziemlich viele Mücken,
aber sonst war‘s schön, denn dort haben wir auch andere Gruppen getroffen, mit
denen wir uns dann unterhalten konnten.
Am dritten und letzten Tag der Tour war der Vormittag für
Piranha-Fischen eingeplant. Also ging es wieder einmal ins Boot und Bismark,
unser Guide, machte sich auf die Suche nach einer geeigneten Stelle. Dreimal
meinte er eine gefunden zu haben und wir hielten unsere Angeln ins Wasser. Doch
wir hatten entweder kein Glück oder zu wenig Geduld, denn Fische bekamen wir
keine an den Haken. Abgerundet haben wir diesen Vormittag dann mit einem
erneuten Ausflug zu den Delfinen und diesmal haben sie sich unserem Boot bis
auf wenige Zentimeter genähert und an unseren Zehen geknabbert. Und diejenigen,
die sich nochmal ganz ins Wasser geschmissen haben, wurden von den scheuen
Tieren umrundet.
Dann ging’s schnell zurück ins Camp, alles wurde
zusammengepackt und nach dem Mittagessen fuhren wir zurück nach Santa Rosa und
von dort aus mit dem Jeep weiter nach Rurrenabaque.
Insgesamt war es eine wirklich tolle und aufregende Tour,
die sich auf jeden Fall gelohnt hat. Getrübt einzig und allein durch die vielen
Mücken, die mich selbst aber gar nicht so gestört haben und nach ein, zwei
Tagen sind die Stiche bei mir auch meistens wieder verschwunden. Ina war dagegen mehr geplagt. Sie scheint
alles was sticht anzuziehen und dann schwellen die Stiche bei ihr auch noch
immer extrem an. Aber was tut man nicht alles, um einmal die Pampas gesehen zu
haben. Nicht wahr, Ina? J
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