Liebe Ina, ich wollte dir ja schon zustimmen, dass wir Weihnachten unsere einzige "Pannenfahrt" hatten, aber bei unserer letzten Flotareise musste ja nochmal irgendwas passieren. Gestern Abend auf dem Weg nach Santa Cruz, kaum 3 Stunden aus Sucre draußen(gegen 21Uhr), halten wir plötzlich am Straßenrand an. Erst weiß niemand, was los ist, aber alle bleiben ruhig in der Flota sitzen und warten ab - so ganz anders in Deutschland, weil es einfach normal ist, dass immer mal was passieren kann und auch niemand so den wahnsinnigen Zeitdruck hat. Nach etwa einer halben Stunde steigt einer der Passagiere aus, um auf Toilette zu gehen. Der Fahrer meint zu ihm (wenn ichs richtig gehört hab):"Pero ya estamos viajando" - "Aber wir fahren schon weiter". Stimmt aber nicht, den Motor haben sie davor schon zwei, drei Mal an und wieder ausgemacht - von Weiterfahrt kann keine Rede sein. Als der Mann nach einer Weile wieder einsteigt, wird er von einem anderen gefragt, was denn da los sei. Aber ganz ruhig, mit einem Schultertippen, als er schon wieder auf seinem Platz sitzt, kein aufgeregtes Durcheinander. Auf die Antwort lauscht dann aber doch der ganze Bus und die, die es selbst nicht gehört haben, bekommen es weitergesagt: Der Motor ist kaputt und es läuft Öl aus. Die Fahrer versuchen jetzt das zu regeln, aber das wird mindestens noch eine Stunde dauern.
Für mich war das das Stichwort, nicht mehr länger auf die Weiterfahrt zu warten, sondern einfach versuchen zu schlafen. So vergeht die Zeit. Irgendwann ist es 11, dann halb 12. Huch schon halb 1 - ich hab ja doch geschlafen. Gegen 2 kommen zwei Fahrgäste wieder rein und meinen, es würde weiter gehen. Der Motor geht auch kurz darauf wieder an. Aber dann auch wieder aus. Georgi und ich machen uns schon lustig: Das wird eh nichts, war nur zur Ruhigstellung der Passagiere... Aber setzt sich der Bus doch tatsächlich in Bewegung, erst rückwärts, dann aber doch auch in die richtig Richtung :-). Nach 5 !!! Stunden geht's dann doch endlich weiter. Die restliche Fahrt verläuft dann auch ohne weitere Probleme, zwar halten wir immer mal wieder kurz an, der Fahrer steigt schnell aus, aber und schaut nach, aber dann gehts auch schon weiter. Allerdings kommen wir anstatt um 7/8 Uhr morgens, erst um ein Uhr nachmittags in Santa Cruz an und verpassen so den Anfang unseres Abschlussseminars hier. Aber mal ganz ehrlich - das ist jetzt auch nicht mehr wichtig! Die Hauptfragestellung wird vermutlich sein: Erfahrungen, Bereicherungen und Sinn und Zweck unseres weltwärts-Jahres. Und was soll man dazu schon sagen? Für uns war es auf jeden Fall eine Bereicherung in vielen verschiedenen Bereichen, wir haben viele Erfahrungen gesammelt, uns persönlich weiterentwickelt... Aber war unser Einsatz wirklich sinnvoll? Haben wir Arbeit verrichtet, die kein Einheimischer hätte leisten können? - In den meisten Fällen wahrscheinlich nicht. Wir waren vor Ort, haben mitgeholfen und unterstützt, wo immer wir gefragt waren, haben vielleicht teilweise auch eigene Ideen umgesetzt, aber letztendlich bei der Entwicklung des Landes haben wir kaum geholfen.
Dennoch möchte ich nicht als Kritikerin des weltwärts-Programms rüber kommen. "WELTWÄRTS" ist als "entwicklungspolitischer Lerndienst" definiert, der in erster Linie dazu dienen soll verschiedene Kulturen einander näher zu bringen und junge Menschen in diesem Bereich lehren soll. Und ich denke das haben wir alle erreicht. Wir, als deutsche Voluntarier haben eine vollkommen neue Kultur kennengelernt, haben gelernt offen für Neues zu sein, uns an bestimmte Situationen anzupassen, sich teilweise unterzuordnen, in anderen Bereichen eigenverantwortlich zu handeln und vieles mehr. Und andererseits haben wir in unseren Einsatzorten die deutsche Kultur repräsentiert, überhaupt, das Verständnis dafür gefördert, dass es andere Länder und Sitten gibt und man dennoch zusammenleben und sich anfreunden kann. Das heißt, ich denke wir können neben unserer Hilfe durch unsere Arbeitseinsätze erreichen, ein bisschen mehr Weltoffenheit in den Dörfern zu fördern.
Persönlich ziehe ich auf jeden Fall ein positives Fazit! Probleme gab es eigentlich nur in unserer Gruppe und diese zu bewältigen gehört wohl auch - egal ob in Familie oder WG - zum Zusammenleben und dem damit verbundenen Reifeprozess.
Gerade auf dem Seminar wurde uns von Max Steiner auch noch verkündet, dass HI/ Volunta ausgewählt wurde, um in Zukunft auch Bolivianer nach Deutschland zu schicken. Eine tolle Chance für beide Seiten!
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Herzlich Willkommen!
Liebe Besucher,
dieser Blog soll mir in den nächsten 12 Monaten - und vielleicht auch darüber hinaus - als Plattform dienen, um euch über meine Erlebnisse und Erfahrungen in Bolivien zu berichten. Schnuppert doch einfach mal rein.Viel Spaß beim Lesen!
Freitag, 16. August 2013
Dienstag, 6. August 2013
Unser letztes Projekt: Streichen in der Escuela
Schon vor einigen Wochen hatte Georgi die Idee
in den Raum gestellt, die große graue Mauer in der Grundschule zu streichen,
damit sie etwas freundlicher wirkt. Wir Mädels waren alle gleich dabei, die
Farbe hatten wir schon Anfang Juli gekauft, aber bis wir jetzt alle wieder
zusammen in Alcalá waren, hat es ein bisschen gedauert und so haben wir dieses
Projekt erst diese Woche realisiert.
Als erstes musste die bereits vorgestrichene
Wand nochmal abgeschliffen werden, damit die Farbe später möglichst gleichmäßig
aufgetragen werden konnte – eine ziemlich laute AngelegenheitJ. Danach
ging‘s ans Farbe mischen, d. h. wir haben sie uns anrühren lassen und
angefangen zu streichen. Da die Farbe in der knallen Sonne sofort wieder
trocken war, konnten wir auch direkt ein zweites Mal drüber streichen.
Am Dienstag haben wir dann im uns „zugeteilten
Stück“ der Mauer schon unser „dibujo“ gezeichnet und angemalt. Das Ergebnis:
Den Rest der Woche haben wir damit verbracht die restliche Mauer
abzuschleifen und weiß zu streichen und da wir immer nur vormittags Zeit
hatten, hat es auch wirklich die ganze Woche beansprucht, aber nun sind wir
fertig und mit dem Resultat ziemlich zufrieden.
Neben diesem
Programmpunkt war unsere Woche bereits von ein paar Abschieden geprägt. So
haben wir drei am Mittwochnachmittag ein kleines Abschieds-Kaffeetrinken mit
einigen Lehrern und unserer Hostelfamilie veranstaltet. Dass wir das schon
diese Woche gemacht haben hat mehrere Gründe: zum einen ist Ina bereits am
Donnerstag nach Sucre gefahren, weil ihr Rückflug ja schon zwei Wochen früher
geht und zum anderen ist hier seit Donnerstag Fiesta und dadurch wäre es
ziemlich schwierig geworden nochmal einen günstigen Termin zu finden. War auf jeden
Fall ein netter Nachmittag und am Donnerstag hat Georgi das gleiche nochmal mit
ihren Klassenkameraden aus dem Colegio gemacht. Da gab‘s Kartoffelpuffer – das
war vielleicht eine Arbeit! J
Naja, es wird auf
jeden Fall ernst. In zehn Tagen werden auch wir nach Sucre fahren und in zwei
Wochen bin ich schon fast zu Hause. Nicht zu fassen! Deshalb genießen wir die
letzten Tage umso mehr und wollen alles nochmal mitmachen. Und das Wetter macht
zum Glück auch mit, der kurzzeitige Wintereinbruch von letzter Woche ist schon
wieder Schnee von gestern und unvorstellbar.
Eiszeit in Alcalá
Wenn mir im Laufe des Jahres jemand erzählt
hat – egal ob ehemalige Freiwillige oder Alcaleños – dass es hier im Winter,
sprich Juli/August richtig kalt wird, konnte ich das immer nicht so richtig
glauben. Und bis letzte Woche hatten wir davon auch nicht wirklich was
mitbekommen. Abends ist es zwar kühl geworden und die Temperaturen sind auch
mal auf 7°C gefallen, aber tagsüber war es nach wie vor sonnig und warm und an
meinem kältesten Tag hier waren es so um die 11°C – kalt, aber immer noch
auszuhalten.
Aber dann letzten Montag! Von Samstag auf
Sonntag war ich kurzfristig noch nach Sucre gefahren und als ich abends
zurückkam, war es schon echt kalt (ca.5°C), aber es war ja Nacht und so dachte
ich mir nicht viel dabei. Montagmorgen dann der Schock: 2°C, dicke Wolkendecke
am Himmel und Nieselregen. Ich hab zweimal rausgeschaut und entschieden an diesem
Tag nicht in die Außenschule MulaCancha zu laufen. Erstens war ich eh schon
erkältet und der einstündige Marsch durch diese Kälte hätte sicher nicht zur
Besserung beigetragen, zweitens wäre dort oben bestimmt noch ein kalter Wind
dazu gekommen und drittens sind vermutlich die meisten Schüler auch erst eine
Stunde später, wenn überhaupt gekommen. So hab ich mich nach dem Frühstück
wieder in mein Bett verzogen und dort den ganzen Tag mit Film schauen und lesen
verbracht. Über 5°C sind die Temperaturen den ganzen Tag nicht hinausgekommen
und so war es abends auch in meinem Zimmer unangenehm kalt, sagen wir 10-12°C.
Denn eine Heizung ist hier Fehlanzeige! In dieser Nacht wusste ich zum ersten
Mal meinen Schlafsack und meine Wärmflasche richtig zu schätzen. Und da meine
compañeras alle ausgeflogen waren, hab ich mir von ihnen noch eine zusätzliche
Decke geklaut.
Der nächste Morgen sah schon wieder etwas
freundlicher aus, zumindest ließ sich ein bisschen Sonne blicken, aber richtig
aufgewärmt hat die leider auch nicht und auch die nächsten Tage war es direkt
in der Sonne zwar wieder relativ warm, aber sobald die weg war wieder eisig
kalt. Erst am Freitag ist das Thermometer wieder mal auf über 25°C geklettert
und so ist es auch in meinem Zimmer wieder wärmer geworden. Zum Glück! Den
ganzen Tag diese Kälte war echt nicht schön!
Inzwischen ist es wieder sonnig und relativ
warm und ich hoffe das bleibt die nächsten zwei Wochen so. Mal ein kurzer
Einblick in den alcaleñischen Winter ist ja okay, aber mehr muss nicht seinJ. Aber so
kalt war es wohl schon auch seit Jahren nicht mehr, hat mir ein Tienda-Besitzer
erzählt, und jetzt hätten sie auch mal Frost auf den Dächern erlebt. Und in
Padilla – nur eine knappe halbe Stunde von uns entfernt – hat es sogar
geschneit!!!
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