Nachdem ich in Deutschland eigentlich noch nie bei der
Altweiberfasnet war bzw. am Schmotzigen Donnerstag immer ziemlich inaktiv war,
hab ich hier die Gelegenheit beim Schopf gepackt und bin mit der Tochter meiner
Spanischlehrerin und ihrer Freundin feiern gegangen.
Ergeben hat sich das ganze so: Schon vor fast zwei Wochen
ist das Gespräch mit Monika zum ersten Mal auf unsere Pläne für „Carnaval“
gekommen und relativ schnell hat sich herausgestellt, dass die anderen beiden
nach Oruro fahren würden, der bolivianischen Fasnetshochburg. Ich hatte anfangs
auch mit dem Gedanken gespielt, aber irgendwie hat alles nicht so gepasst und
ich habe mich entschieden in Sucre zu bleiben. Monika hat mir dann immer mal
wieder erzählt, was es hier für Möglichkeiten sowohl zum Feiern als auch zum
Zuschauen gibt und am Mittwoch hat sie mir dann erklärt, dass der Donnerstag
der typische Partytag nur für Frauen ist, eben „Comadres“. An diesem Tag gibt
es in ganz Sucre Partys, wo die Frauen aller Generationen miteinander und nur
untereinander – das heißt komplett ohne Männer, zumindest im Normalfall –
tanzen und feiern. An diesem Tag könne ich unmöglich im Hostel bleiben und so
hat sie mir gleich angeboten, dass ich mit ihrer Tochter zu einer sehr schönen
Party ins „Mooy“, einer Disco, gehen könnte.
Ich habe zunächst gesagt, dass ich mich noch mit den anderen
Mädels absprechen würde, aber generell hatte ich schon Lust und als am
Donnerstagabend klar war, dass alle andere Pläne hatten oder ganz zuhause
bleiben wollten, hab ich mir einen Ruck gegeben und Monika angerufen. Ich hatte
etwas Skrupel, ob es ihrer Tochter wohl recht sein würde, die ich bis dahin nur
vom Sehen kannte, aber überhaupt kein Ding. Wahrscheinlich ist sie das auch
schon gewohnt. Auf jeden Fall haben sie mich um 22 Uhr am Hostel abgeholt und
dann bei der Freundin von Michelle abgesetzt. Deren Mama hat uns dann noch zum
„Mooy“ gefahren und los gings.
Der Eintritt war zwar für hiesige Verhältnisse mit 130 Bs.
ziemlich teuer, aber die Party dafür echt gut. Außerdem war auch noch ein
Fingerfood-Büffet, alle Drinks, und Hut und Maske in den etwa 14€ inklusive,
was will man da sagen. Wir hatten dann zu dritt einen schönen Abend – die
beiden Mädels sind echt total nett – haben getanzt, uns unterhalten und haben
auch noch ein paar Bekannte von ihnen getroffen. Eine davon war schon für ein
Jahr in Hamburg – ist die Welt nicht klein? (Und natürlich gehören sie alle
mehr zur Oberschicht Boliviens, sonst wäre so etwas kaum denkbar.) Um zwei kam
dann noch eine „Banda“, also eine Musikkappelle und meine beiden Begleiterinnen
haben sich total gefreut als die nur für „Carnaval“ typischen Lieder gespielt
wurden. Ich habe dann versucht, mir während dem Tanzen den Narrenmarsch und
Ähnliches ins Gedächtnis zu rufen, aber gleichzeitig mit der bolivianischen
Musik hat das nicht so gut geklappt. Eigentlich hatten mir auch schon alle erklärt,
dass man mit der „Banda“ dann nach draußen und um die Plaza gehen würde, aber
dieser Teil fand irgendwie nicht statt – das hat auch die anderen gewundert.
Naja, was solls, auch so war es schon ein besonderer Abend und ich war echt
froh mich dazu durchgerungen zu haben.
Um drei wurden wir abgeholt und nachdem ich unseren armen
Rezeptionisten wach geklingelt habe, bin ich so gegen halb vier mit grünen
Leuchtstäbchen, die mir als gute Lichtquelle dienten ohne Nathalie zu wecken,
in mein Bett getappt.
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