Herzlich Willkommen!

Liebe Besucher,
dieser Blog soll mir in den nächsten 12 Monaten - und vielleicht auch darüber hinaus - als Plattform dienen, um euch über meine Erlebnisse und Erfahrungen in Bolivien zu berichten. Schnuppert doch einfach mal rein.Viel Spaß beim Lesen!

Freitag, 14. September 2012

Arbeitsalltag in Alcalá



Unsere erste komplette Arbeitswoche in Alcalá ist geschafft, die zweite hat begonnen.  Nachdem wir am Sonntagabend aus El Villar zurückgekehrt sind, hatten wir am Montagmorgen alle den ersten Tag nach Stundenplan. Meiner sieht im Moment so aus:

Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
8:30

Kindergarten
Kindergarten
Kindergarten
2. Klasse (A)
Grundschule
10:15
2.Klasse (B)
Grundschule
Mathe
Kindergarten
Kindergarten
Kindergarten
2. Klasse (A)
Grundschule
12:00
2. Klasse (B)
Grundschule
Mathe




17:00
Spielesalon

Spielesalon


19:00



Nachhilfe

20:30


Nachhilfe im Internat



Montagsvormittags bin ich in der zweiten Klasse und unterstütze sie beim Matheunterricht. Das macht ziemlich Spaß, weil ich merke, dass man den Kindern wirklich helfen und ihnen was beibringen kann, wenn man sich eine Weile mit ihnen beschäftigt und mit ihnen zusammen die Abläufe immer wieder wiederholt. Allerdings ist es teilweise auch ziemlich anstrengend, weil eigentlich alle Kinder ständig um Aufmerksamkeit betteln und man sich so nie ausgiebig nur mit einem Kind beschäftigen kann. Bei einigen Kindern habe ich auch das Gefühl, dass sie noch überhaupt nicht verstanden haben, worum es z.B. bei der Addition geht und was sie machen müssen. So kann man ihnen immer wieder zeigen, dass sie um 5+7 auszurechnen, fünf Bohnen und sieben Bohnen abzählen und dann zusammenzählen müssen und auch nach dem fünftem Mal schaut mich das Kind noch genauso verständnislos an und ist weit davon entfernt die Aufgabe alleine lösen zu können. Diese Situationen finde ich ziemlich schwierig, da ich merke, dass ich den Kindern zwar im Moment beim Lösen der Aufgaben helfe, aber langfristig nichts davon hängen bleibt und ich nicht weiß, wie ich das ändern kann. Bei anderen Kindern ist es so, dass sie es eigentlich schon total gut können, aber nicht rechnen, solange ich mich nicht zu ihnen setze.
Nach meinen zwei ersten Vormittagen in der Klasse habe ich den Eindruck, dass das Hauptproblem darin besteht, dass die meisten Kinder einfach mehr Zeit zum Einüben der Abläufe bräuchten und häufig vor allem auch das Verständnis, dessen was gemacht werden soll, fehlt. Bei uns werden Additionsaufgaben beispielsweise häufig mit irgendwelchen Früchten und Beispielen aus dem Leben erklärt, damit die Kinder wissen, worum es überhaupt geht. Zwar sind die Zweitklässler jetzt natürlich schon etwas weiter und behandeln die schriftliche Addition etc., aber ich bin nicht sicher, ob es ihnen jemals so erklärt wurde. Denn vielen Kindern fehlt auch komplett das Verständnis der Zahlenfolge. Sie können zwar gut rechnen, aber wenn sie zu einem Ergebnis noch 1 dazuzählen sollen, haben sie keine Ahnung, was das bedeutet und fangen an zu raten – was ich ziemlich schockierend fand. Man kommt dann meist nur zum Ziel, wenn man sie wieder die Bohnen abzählen lässt.
Als ich heute zum zweiten Mal in die Klasse kam, war plötzlich schon Multiplikation an der Reihe und nur die wenigsten der Kinder schienen überhaupt das kleine Einmaleins zu kennen. Und der Lehrer wollte zuerst, dass sie ohne die Bohnen als Hilfsmittel rechnen, dabei hatten die Kinder überhaupt keine Vorstellung, was 2x7 bedeutet.
Den Lehrer will ich aber eigentlich keineswegs negativ darstellen. Er ist echt total nett und bemüht sich auch, aber die Lehrmethoden sind hier eben einfach anders (das sieht man schon alleine an der Art, wie die schriftliche Multiplikation aufgeschrieben wird – finde ich so aber fast besserJ).

Im Kindergarten habe ich mich letzte Woche schon ziemlich gut eingewöhnt und habe mit der Erzieherin jeden Tag irgendwas mit den Kindern gemacht. Dabei habe ich auch festgestellt, dass sie eigentlich total gute Ideen hat, aber diese ohne die Unterstützung der voluntarios nicht umsetzen würde, weil es ihr zu viel ist oder sie denkt, dass sie es nicht kann. So hat sie mich am Donnerstag gefragt, ob ich nicht aus Krepppapier Blumen basteln könnte und ein paar Minuten später hat sie bereits mit mir zusammen Klopapierrollen beklebt, um daraus Vasen zu basteln; die Blumen wollen wir dann diese Woche machen.

Letzte Woche war ich auch zum ersten Mal im Internat, um den Schülern dort bei den Englischhausaufgaben zu helfen. Das war auch ziemlich interessant. Einerseits, weil es echt ziemlich krass ist wie viel niedriger deren Englischniveau im Vergleich zu unserem ist. Teilweise werden von den Jugendlichen die grundlegendsten Wörter falsch geschrieben und wenn man ihnen ein Wort in englischer Aussprache sagt, haben sie keine Ahnung was gemeint ist. Andererseits aber auch, weil mir aufgefallen ist, dass die meisten sehr interessiert und bemüht sind. So war es beispielsweise kaum der Fall, dass die Hausaufgaben abgeschrieben wurden, sondern die meisten haben es für sich gemacht und wollten so selbst dazu lernen.
Blick vom Antennenberg auf El Villar

Grundschule von weitem(Sonntag)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen