In den letzten drei Wochen seit
meinem letzten Sucre-Besuch ist bei uns in Alcalá eigentlich nicht sehr viel
losgewesen. Inzwischen ist hier wirklich Alltag eingekehrt, auch wenn man sich
nie ganz auf seinen „Stundenplan“ verlassen kann, weil hier eben immer mal
wieder etwas dazwischen kommt oder anders läuft als gedacht. So ist der
Unterricht das ein oder andere Mal ausgefallen wegen unterschiedlichen Ferias
und anderweitigen Aktionen.
- Feria educativa (~Bildungsmesse)
Am Montag nach
unserem Sucre-Wochenende bin ich nichtsahnend in die Escuela gegangen, um wie
gewohnt die 2B bei ihrem Unterricht zu begleiten. Doch als ich pünktlich zum
Pausenende ankam, waren schon alle in Aufbruchsstimmung. Die allgemeine Frage
an mich war: „¿Vamos?“. Die Praktikanten – die Lehrer waren schon gar nicht
mehr da – haben mich dann darüber
aufgeklärt, dass es auf der Plaza eine Feria gab. Die aufgebauten Stände hatte
ich tatsächlich auch schon gesehen, dachte aber es wäre vielleicht am
Nachmittag was. Aber nein! An verschiedenen Ständen waren von Schülern für
Schüler Dinge zu den Themen „Richtiges Händewaschen“, „Umweltschutz &
Recycling“ etc. vorbereitet. So waren in einem Pavillon lauter Bastelarbeiten
aus Müll ausgestellt, die von unterschiedlichen Klassen in der Woche zuvor
gebastelt worden waren. Jetzt wusste ich auch, wozu meine Klasse am Freitag
Bilderrahmen aus Eisstielen gebastelt hatte.
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Mein selbstgebastelter Eisstiel-Bilderrahmen :-) |
Am Donnerstag fand
in der Escuela ein Tag zur gesunden Ernährung statt. Ich selbst war nicht
dabei, aber die Schüler haben an diesem Tag wohl selbst gekocht und Säfte
gemacht, die dann verkauft wurden.
- Auszahlung
des Schulgeldes
Am Freitag wurde
sowohl in Escuela, als auch im Colegio das Schulgeld für das neue Schuljahr
ausgezahlt. Dazu mussten alle Schüler mit ihren Eltern in die jeweilige Schule,
wo die entsprechenden Formulare ausgefüllt und unterschrieben wurden. Da an
diesem Tag natürlich kein Unterricht war, brauchte ich auch nicht in die Escuela
gehen. Stattdessen habe ich im Kindergarten die Betreuung größtenteils alleine
übernommen, da auch die Erzieherin mit ihren Kindern zur Schule musste. Von ihr
habe ich auch gehört, wie chaotisch das meistens abläuft und sie hatte keine Lust
dazu, weil das Ganze vermutlich wieder bis Nachmittags dauern würde, wie sie
mir gesagt hat.
Wenn ich allein im
Kindergarten bin, ist es manchmal ziemlich schwierig mich durchzusetzen und die
Kinder probieren ziemlich aus, was sie machen können. Aber irgendwie klappt es
dann doch immer, dass sie aufräumen, Hände waschen, essen und schließlich Zähne
putzen – wenn auch mit etwas mehr Quatsch, als bei der Erzieherin.
- Día de no
Violencia (~Tag der Gewaltfreiheit)
Am Montag darauf
war schon wieder kein normaler Unterricht, sondern die Schüler hatten Plakate
gegen Gewalt vorbereitet und nachdem wir erst noch eine gefühlte Stunde im Hof
des Colegios gewartet hatten, ohne dass irgendwas passiert wäre, gab es
schließlich einen Umzug durchs Dorf. Sogar das Fernsehen war anwesend! Ziel des
Umzugs war „la cancha“, der Sportplatz von Alcalá. Dort gab es zuerst ein paar
Reden zum Thema „Gewaltfreiheit“, anschließend wurde nochmal jedes Plakat
einzeln gezeigt und vorgelesen und nachmittags haben die Schüler wohl noch Rollenspiele
vorgeführt.
- Am Donnerstag ist der Unterricht dann auch noch
kurzfristig ausgefallen, weil es für die Lehrer eine Fortbildung oder Ähnliches
gab, was diese aber auch erst am Tag zuvor erfahren hatten. Ganz die
bolivianische Spontanität eben.
Ansonsten gibt es tatsächlich
wenig zu berichten. Letzten Mittwoch sind unsere beiden Selbstzahler abgereist
und zum Abschied haben wir am Sonntag ein gemeinsames Grillen veranstaltet. Das
heißt, soweit der Plan. Doch dann kam der Regen. Nach einer guten halben Stunde
Weltuntergangsfeeling, war alles so vermatscht, dass aus Grillen im Garten dann
eben Ofen-Hähnchen in der Küche wurde.
Dazu gab‘s Salat, (Stock)Brot und Zucchinibrötchen.
Zwei Tage später haben wir dann
auch noch zusammen Spätzle gemacht. Dazu kam es wohl, weil Julia und Moritz
wussten, wo ich herkomme und dass man da auch gerne Spätzle isstJ. Daher haben sie mich
gefragt, ob wir zusammen welche machen wollen und die anderen hatten auch Lust
dazu. War dann auch eigentlich ein ganz netter Abend. Das Spätzle-Reiben ist
hier natürlich so eine Sache, weil wir in unserer Küche nicht über den Luxus einer
Nudelreibe verfügen. Also haben wir den Teig durch einen Schöpflöffel gedrückt,
was eigentlich vollkommen ausreichend ist – nur vielleicht etwas zeitaufwendig.
Und am Ende hatten wir echt leckere Knöpfle! Dazu gab‘s zwar keine Linsen –
wovon ich eh kein Fan bin –, weil die ausverkauft waren, aber sehr leckere
Tomaten-Karotten-Soße und Käse.
Kurzzeitig hatten wir auch etwas
Sorge um die Zukunft unseres Spielesalons. Denn nachdem wir schon vor einigen
Wochen mitbekommen hatten, dass in Alcalá Internet installiert werden soll, hat
uns unser Don Roger vor zwei Wochen gesagt, dass der Vermieter uns aus dem
Spieleraum raus haben will, weil dort ein Internetcafé entstehen soll.
Inzwischen dürfte das aber wieder vom Tisch sein, denn Ende letzter Woche wurde ein Haus etwas
weiter die Straße runter schön blau-weiß gestrichen und mit dem Entel-Logo
verziert. Wir gehen stark davon aus, dass es dort in mehr oder weniger naher
Zukunft Internet geben wird.
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Spielesalon in Betrieb, allerdings an einem ruhigen Tag |
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Neues Entel-Gebäude und (wahrscheinlich) zukünftiges Internetcafé |
Nachdem die Selbstzahler
abgereist sind, haben wir weltwärts-Freiwilligen hier in Alcalá seit einigen
Tagen noch Verstärkung und leben jetzt wieder zu fünft im Hostel: Hagen aus El
Villar ist hierher gewechselt.
Letzten Freitag waren Ina und ich
dann zu Erdulfos Geburtstag zum Essen – Erdulfo ist der große Bruder von Carlos
und Reina – auf den Hof eingeladen. Dafür haben wir ihm einen
Apfel-Schoko-Kuchen gebacken. Der ist auch wirklich gelungen (im Gegensatz zu
einigen Back-Versuchen mit Hefeteig). Das Geburtstagsessen ist dann verschoben
worden, weil die Schwester aus Sucre doch nicht gekommen war und es sich nicht
gelohnt hätte ein Schwein zu schlachten. Dafür hat uns Reina noch ihre Tiere
und Felder gezeigt, sodass wir insgesamt doch relativ lange dort waren.
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Das kleine Lämmchen hatte
sich das Bein gebrochen und wurde von Ina fürsorglich verarztes. Allerdings hat
es seine Schiene immer wieder verloren und inzwischen läuft es wieder, wenn
auch etwas schief.
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Carlos mit seinen Ziegen am Berghang |
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Der hier typische Ofen darf auch bei Carlos und Reina nicht fehlen |
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Blick auf eines der Felder
von Erdulfo, Reina + Carlos. Dort wird zur Zeit Oregano angebaut.
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UFO gesichtet: Ein Flugzeug über Alcalá ist doch eine wahre Seltenheit |
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