Als Ina und ich uns am Samstag,
den 8.12.2012 auf den Rückweg nach Alcalá machten, wussten wir bereits, dass
gerade die Fiesta der Virgen de la Concepción gefeiert wurde. Diese Feste zu
Ehren der Schutzpatronin eines Dorfes werden immer sehr groß gefeiert, wie wir
ja bereits in Sucre sehen konnten und wie auch schon unsere Freunde aus El
Villar, sowie ein paar Ehemalige berichtet hatten. Der Hauptteil mit Entrada
war jedoch bereits am Freitagabend gewesen und so entschieden wir uns dafür wie
gewöhnlich erst nachmittags zu fahren, da wir beide nicht so begeisterte
Chicha-Trinkerinnen sind und die Fiestas immer stark davon geprägt sind. So
kamen wir dann am Samstagabend gegen neun hier an und nachdem wir ausgepackt
hatten, entschieden wir uns noch zur Cancha zu schauen. Dort war an diesem
Abend noch Disco. Wir entdeckten einige andere Gringas und gingen davon aus,
dass es die Freiwilligen aus Supachuy seien, da uns in Sucre erzählt worden
war, dass diese zur Fiesta kommen wollten. Wir gingen also zu ihnen um sie zu
begrüßen, doch auf unsere Worte kam nur ein verständnisloses „In English,
please“ und die beiden Mädchen sahen sich fragend an. Es stellte sich heraus,
dass sie aus Dänemark waren und gerade zu Besuch bei einer Familie, die
eigentlich in Sucre wohnt und zur Fiesta nach Alcalá gekommen war. Die Musik
war aber nicht so unser Fall und es hatte auch zu regnen angefangen und so sind
wir zurück ins Hostel gegangen, um uns erst mal auszuschlafen.
Am nächsten Morgen sind wir nach
drei Wochen zum ersten Mal wieder zu Carlos und Reina gegangen, die gerade auch
Besuch von ihrem älteren Bruder David aus Sucre haben. Wir haben den Dreien
eine Weile beim Arbeiten zugesehen und ein Geschenk von Marieke übergeben.
Reina lud uns stolz auf ein Eis ein, das sie nun selber machen konnte, weil sie
seit neuestem einen Kühlschrank haben. Von David haben wir auch noch erfahren,
dass am Nachmittag (um 14Uhr) noch das Pferderennen stattfinden würde, weil es
am Tag zuvor zu viel geregnet hatte und es verschoben werden musste.
Ina und ich haben uns dann
typisch deutsch gegen zwei auf den Weg zur Cancha neben dem Friedhof gemacht,
von der wir dachten, dass es die richtige sein müsse. Doch von dort entdeckten
wir auf dem gegenüberliegenden Berg noch ein größeres Feld und erkannten, dass
dies die richtige war. Es war aber noch nichts los und so sind wir nochmal
zurückgegangen. Aus zwei wurde vier und aus vier schließlich fünf, doch dann
ging es los. Auf einer plattgefahrenen Fünfhundert-Meter-Bahn traten jeweils
zwei Reiter gegeneinander an. War echt spannend mal zu sehen, wie die Männer
auf ihren Pferden die Strecke entlang rasen.
Die nächsten Tage war dann
eigentlich recht wenig von Fiesta zu merken und es ging alles mehr oder weniger
seinen gewohnten Gang. Ina arbeitete weiterhin mit Carlos und Reina – bzw. nur
mit Reina, weil Carlos viel auf dem Feld beschäftigt war –, ich ging in die
Benjita, wo doch meistens drei, vier Kinder waren und zwischendurch haben wir
ein paar Plätzchen gebacken. Am Samstag hatten wir dann Besuch von den
Freiwilligen aus El Villar, die aber am Mittag schon wieder zurückgefahren
sind, weil sie am Abend ein Sport-Tunier im Ort hatten.
Am folgenden Montag haben wir
dann wieder etwas von der Fiesta mitbekommen, da abends vor der Kirche Boxen
aufgestellt waren, aus denen laute, bolivianische Musik drang und ich
beobachten konnte wie einige Kerzen vor der Statue der Virgen anzuzünden. Am
Dienstagnachmittag sind wir dann Reina begegnet und sie erzählte uns, dass
Stierkampf wäre. Also gingen wir alle drei gemeinsam zum „Gehege“ und
beobachteten die Stierkämpfer. Allerdings waren die Stiere ziemlich unwillig und ich fand es
ziemlich langweilig.
Am Donnerstag haben wir einen
Halbtagesausflug nach Padilla gemacht, einer etwas größeren Stadt, die nur eine
gute halbe Stunde entfernt ist. Dort haben wir etwas Obst und Gemüse gekauft
und festgestellt, dass man dort eigentlich wirklich alles bekommen kann, wenn
man mal nicht nach Sucre will – auch ein Internetcafé gibt’s.
Und dann war am Wochenende wieder
groß Fiesta! Es begann am Freitagabend mit Musik und Tanz auf der Plaza, doch
der Hauptteil folgte am Samstag. Nach der Messe gab es eine Prozession mit der
Virgen durch die Straßen von Alcalá und später sind einige Reiter immer wieder
die „Hauptstraße“ hoch- und runtergeritten. Mittags wurden wir von der
veranstaltenden Familie zum Mittagessen eingeladen: Sopa den Maní con Pollo
(Erdnusssuppe mit Hühnchen). Wirklich sehr lecker!
Nachmittags war dann nochmal
Stierkampf. Diesmal war es etwas unterhaltsamer, aber ich fand es immer noch
nicht wirklich spannend. Die meisten Stiere hatten auch mehr Angst vor den
roten Tüchern und sind davor abgehauen, anstatt sie anzugreifen. Oder es war
ihnen einfach komplett egal, was die Stierkämpfer taten.
Später war dann nochmal Disco auf
der Cancha und Ina und ich haben zuerst lange zugeschaut wie Jung und Alt zur
bolivianischen Musik die traditionellen Tänze tanzten. Gerade als wir gehen
wollten, wurde aktuelle Musik gespielt und so haben wir dann doch noch mit
David und einem seiner Kumpel getanzt und es wurde ziemlich spät, bis wir in
unseren Betten waren.
Am Sonntag waren wir dann mittags
nochmal zum Essen eingeladen. In der Escuela wurde gegrillt. Aber ansonsten
scheint die Fiesta wieder größtenteils vorbei zu sein – wir haben aber schon
gehört, dass auch Weihnachten hier große Fiesta mit Chicha und Tanz sein wird.
Einer der
wenigen Angriffe eines Stiers – dann aber auch richtig!
Die beiden
Gringas bei der abendlichen Fiesta vor der weihnachtlich geschmückten Kirche
Die Statue
der Virgen von Alcalá
Chicha-Vorrat
im Hostel am Samstag
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