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dieser Blog soll mir in den nächsten 12 Monaten - und vielleicht auch darüber hinaus - als Plattform dienen, um euch über meine Erlebnisse und Erfahrungen in Bolivien zu berichten. Schnuppert doch einfach mal rein.Viel Spaß beim Lesen!

Montag, 3. Dezember 2012

Zu Gast bei Freunden


Dieser Titel scheint mir passend für den Bericht meines Besuchs bei Nathalie in Limabamba. Nachdem Ina ja mit ihren Eltern auf Reisen ist und Simon, Hagen und Georgi übers Wochenende zu einer Freundin nach Serrano gefahren sind, wäre ich hier die Tage alleine gewesen. Meine Freunde haben sich darum mehr Sorgen gemacht als ich selbst, aber naja… Die erste Idee war, dass Nathalie übers Wochenende nach Alcalá kommt, letztendlich bin ich sie dann dort besuchen gefahren, um auch mal ihren Einsatz- und Wohnort kennenzulernen.
Am Samstagmittag ging‘s los mit der Flota Richtung El Villar. Diese hätte ich diesmal fast verpasst. Denn ich saß noch an meinem Laptop, als ich Motorengeräusche hörte und – zum Glück! – den PC sofort ausmachte und nachschaute. Ohne zu hupen und auch noch an der falschen Seite haltend, war die Plata nach Alcalá reingefahren. Nun verkündete sie bereits laut hupend ihre Weiterfahrt und ich schnappte nur noch schnell meine (bereits gepackte) Tasche, einen Schal, schloss das Zimmer ab und lief nach unten. Der Laptop blieb unverstaut auf dem Bett liegen und auch eine richtige Jacke kam nicht mehr ins Gepäck. Der Busfahrer bestätigte mir, dass ich richtig sei und so konnte es losgehen.
Bei bedecktem Himmel ging’s über teils doch sehr schmale Straßen hinauf in das knapp eine Stunde entfernte Limabamba.
Limabamba empfing mich mit Wolkenverhangenem Himmel und Nieselregen, sodass unser erster Weg Nathalie und mich ohne Umwege zum Internat führte. Dort stellte sie mich dem Internatsleiter vor, der sich sofort bereiterklärte mir später eine Matratze zu bringen und überhaupt kein Problem mit meinem unangekündigten Besuch hatte.


Später waren wir dann noch bei Nathalies bolivianischer „Zweitfamilie“ zum Tee eingeladen. Ximena und Wilson haben sich von Anfang an total lieb um Nathalie gekümmert und inzwischen sagen wir schon immer, dass sie schon adoptiert ist, weil sie echt jeden Tag bei ihnen eingeladen ist. So hatten sie auch schon wieder Pläne für den nächsten Tag, den Sonntag, für die sie mich dann selbstverständlich mit eingeplant hatten: Sie schlugen uns vor auf einen Hof zu fahren und dort frische Milch zu trinken. Wir haben uns dann am Sonntag gegen neun (bolivianisches acht) getroffen und sind gemeinsam aufgebrochen. Nach vielleicht zehn Minuten Fahrt haben wir am Straßenrand gehalten und mussten dann noch durch den Fluss und auf der anderen Seite wieder zum Hof hinauf steigen. Als wir ankamen, wurden wir direkt sehr freudig begrüßt. Die Kuh war noch nicht gemolken und so gab es erstmal für jeden einen Teller mit echt leckerem, eigenen Käse und dazu „Mote“, das typische Maisgericht, der bolivianischen Landbevölkerung. Zwischendurch ging es zum Melken und wir haben direkt neben den Kühen die frisch gemolkene Milch getrunken. Wirklich lecker! Zurück im Haus hatten wir kaum unseren Käse fertig gegessen, da kam die Tochter auch schon mit großen Suppentellern gefüllt mit „Llajua“, der typischen scharfen Soße hier in Bolivien. Und es war wirklich sehr scharf! Zumindest für mich und Nathalie, die wir beide nicht so gerne scharf essen, und wir mussten uns ziemlich zwingen alles aufzuessen. Zum Glück waren aber noch einige Kartoffeln untergemischt und wir hatten auch noch die Mote, sodass wir gut kombiniert und es irgendwie geschafft haben. Denn etwas übrig zu lassen, könnte als sehr unhöflich aufgenommen werden. Vor allem bei so einer Familie auf dem Campo, die für uns in ärmlichen Verhältnissen lebt und trotzdem noch ihr Essen mit uns teilt.








Bei all der Schärfe und dem ungewohnten Essen hatte ich schon Angst, dass mein Magen verrückt spielt, aber dieser hat zum Glück alles gut mitgemacht. Nur als Nathalie mich warnte, dass es im Internat dann gleich Mittagessen geben würde, habe ich ziemlich die Krise gekriegt. Zum Glück konnten wir dem aber dann doch ausweichen, denn ich war wirklich satt!
Insgesamt war es aber wieder eine wirklich tolle Erfahrung. Ich war bis dahin nur auf dem Hof von Carlos und Reina gewesen, während Nathalie auch schon mal bei einer Schülerin auf dem Campo eingeladen war und auch beim Censo gemeinsam mit einem Lehrer einige Häuser auf dem Land abgeklappert hat. So war es für sie nicht ganz so ungewohnt, während es für mich doch ziemlich neu war sofort so offen und freundlich begrüßt und mit Essen bedient zu werden, obwohl sie mich gar nicht kannten. Die einfachen Lebensverhältnisse haben mich dagegen gar nicht mehr so überrascht, da ich diese schon bei Carlos und Reina, teilweise aber auch in der Außenschule Garzas Chicas gesehen hatte. Man gewöhnt sich einfach so schnell an vieles!

Wieder zurück in Limabamba, haben Nathalie und ich noch eine Runde durchs Dorf gedreht. Eigentlich waren wir auf der Suche nach dem Friedhof, aber da wir nicht so genau wussten welchen Weg wir nehmen mussten – es hieß immer nur „abajo“ – und auch schon bald meine Flota fuhr, haben wir diesen Versuch schließlich aufgegeben. Wir wollten nämlich auch nochmal kurz bei Ximena und Wilson vorbei und ihnen zeigen, wie wir unser Müsli zubereiten, weil sie uns immer gefragt hatten, was wir denn mit den Haferflocken machen würden. Dann war es aber wirklich auch schon Zeit zur Flota zu gehen…  Ich verabschiedete mich noch von meinen limabambeñischen Freunden und machte mich auf die Heimfahrt.




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