Dieser Titel scheint mir passend für den Bericht meines
Besuchs bei Nathalie in Limabamba. Nachdem Ina ja mit ihren Eltern auf Reisen
ist und Simon, Hagen und Georgi übers Wochenende zu einer Freundin nach Serrano
gefahren sind, wäre ich hier die Tage alleine gewesen. Meine Freunde haben sich
darum mehr Sorgen gemacht als ich selbst, aber naja… Die erste Idee war, dass
Nathalie übers Wochenende nach Alcalá kommt, letztendlich bin ich sie dann dort
besuchen gefahren, um auch mal ihren Einsatz- und Wohnort kennenzulernen.
Am Samstagmittag ging‘s los mit der Flota Richtung El
Villar. Diese hätte ich diesmal fast verpasst. Denn ich saß noch an meinem
Laptop, als ich Motorengeräusche hörte und – zum Glück! – den PC sofort
ausmachte und nachschaute. Ohne zu hupen und auch noch an der falschen Seite
haltend, war die Plata nach Alcalá reingefahren. Nun verkündete sie bereits
laut hupend ihre Weiterfahrt und ich schnappte nur noch schnell meine (bereits
gepackte) Tasche, einen Schal, schloss das Zimmer ab und lief nach unten. Der
Laptop blieb unverstaut auf dem Bett liegen und auch eine richtige Jacke kam
nicht mehr ins Gepäck. Der Busfahrer bestätigte mir, dass ich richtig sei und
so konnte es losgehen.
Bei bedecktem Himmel ging’s über teils doch sehr schmale
Straßen hinauf in das knapp eine Stunde entfernte Limabamba.
Limabamba empfing mich mit Wolkenverhangenem Himmel und
Nieselregen, sodass unser erster Weg Nathalie und mich ohne Umwege zum Internat
führte. Dort stellte sie mich dem Internatsleiter vor, der sich sofort
bereiterklärte mir später eine Matratze zu bringen und überhaupt kein Problem
mit meinem unangekündigten Besuch hatte.
Später waren wir dann noch bei Nathalies bolivianischer
„Zweitfamilie“ zum Tee eingeladen. Ximena und Wilson haben sich von Anfang an
total lieb um Nathalie gekümmert und inzwischen sagen wir schon immer, dass sie
schon adoptiert ist, weil sie echt jeden Tag bei ihnen eingeladen ist. So
hatten sie auch schon wieder Pläne für den nächsten Tag, den Sonntag, für die sie
mich dann selbstverständlich mit eingeplant hatten: Sie schlugen uns vor auf
einen Hof zu fahren und dort frische Milch zu trinken. Wir haben uns dann am
Sonntag gegen neun (bolivianisches acht) getroffen und sind gemeinsam
aufgebrochen. Nach vielleicht zehn Minuten Fahrt haben wir am Straßenrand
gehalten und mussten dann noch durch den Fluss und auf der anderen Seite wieder
zum Hof hinauf steigen. Als wir ankamen, wurden wir direkt sehr freudig
begrüßt. Die Kuh war noch nicht gemolken und so gab es erstmal für jeden einen
Teller mit echt leckerem, eigenen Käse und dazu „Mote“, das typische
Maisgericht, der bolivianischen Landbevölkerung. Zwischendurch ging es zum
Melken und wir haben direkt neben den Kühen die frisch gemolkene Milch
getrunken. Wirklich lecker! Zurück im Haus hatten wir kaum unseren Käse fertig
gegessen, da kam die Tochter auch schon mit großen Suppentellern gefüllt mit „Llajua“,
der typischen scharfen Soße hier in Bolivien. Und es war wirklich sehr scharf!
Zumindest für mich und Nathalie, die wir beide nicht so gerne scharf essen, und
wir mussten uns ziemlich zwingen alles aufzuessen. Zum Glück waren aber noch
einige Kartoffeln untergemischt und wir hatten auch noch die Mote, sodass wir
gut kombiniert und es irgendwie geschafft haben. Denn etwas übrig zu lassen,
könnte als sehr unhöflich aufgenommen werden. Vor allem bei so einer Familie
auf dem Campo, die für uns in ärmlichen Verhältnissen lebt und trotzdem noch
ihr Essen mit uns teilt.
Bei all der Schärfe und dem ungewohnten Essen hatte ich
schon Angst, dass mein Magen verrückt spielt, aber dieser hat zum Glück alles
gut mitgemacht. Nur als Nathalie mich warnte, dass es im Internat dann gleich
Mittagessen geben würde, habe ich ziemlich die Krise gekriegt. Zum Glück
konnten wir dem aber dann doch ausweichen, denn ich war wirklich satt!
Insgesamt war es aber wieder eine wirklich tolle Erfahrung.
Ich war bis dahin nur auf dem Hof von Carlos und Reina gewesen, während
Nathalie auch schon mal bei einer Schülerin auf dem Campo eingeladen war und
auch beim Censo gemeinsam mit einem Lehrer einige Häuser auf dem Land
abgeklappert hat. So war es für sie nicht ganz so ungewohnt, während es für
mich doch ziemlich neu war sofort so offen und freundlich begrüßt und mit Essen
bedient zu werden, obwohl sie mich gar nicht kannten. Die einfachen
Lebensverhältnisse haben mich dagegen gar nicht mehr so überrascht, da ich
diese schon bei Carlos und Reina, teilweise aber auch in der Außenschule Garzas
Chicas gesehen hatte. Man gewöhnt sich einfach so schnell an vieles!
Wieder zurück in Limabamba, haben Nathalie und ich noch eine
Runde durchs Dorf gedreht. Eigentlich waren wir auf der Suche nach dem
Friedhof, aber da wir nicht so genau wussten welchen Weg wir nehmen mussten –
es hieß immer nur „abajo“ – und auch schon bald meine Flota fuhr, haben wir
diesen Versuch schließlich aufgegeben. Wir wollten nämlich auch nochmal kurz
bei Ximena und Wilson vorbei und ihnen zeigen, wie wir unser Müsli zubereiten,
weil sie uns immer gefragt hatten, was wir denn mit den Haferflocken machen
würden. Dann war es aber wirklich auch schon Zeit zur Flota zu gehen… Ich verabschiedete mich noch von meinen
limabambeñischen Freunden und machte mich auf die Heimfahrt.
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