Herzlich Willkommen!

Liebe Besucher,
dieser Blog soll mir in den nächsten 12 Monaten - und vielleicht auch darüber hinaus - als Plattform dienen, um euch über meine Erlebnisse und Erfahrungen in Bolivien zu berichten. Schnuppert doch einfach mal rein.Viel Spaß beim Lesen!

Sonntag, 30. Dezember 2012

Weiße vs. heiße Weihnachten


Einmal im Leben Weihnachten komplett anders verbringen als gewohnt – das hat schon was!

Der 24. Dezember weckte uns mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein, von Schnee weit und breit keine Spur. Aber das störte mich nicht weiter, denn in Weihnachtsstimmung war ich eh nicht. Nach dem Frühstück bin ich mit Ina in die Küche gegangen und wir haben nochmal Plätzchen für einen gemütlichen Weihnachtsabend gebacken. Mit richtig deutschen Ausstech-Förmchen und Zuckerkügelchen und Schokolade zum Verzieren. Nachmittags sind wir zwei dann nochmal bei geschätzten 30°C zu Carlos und Reina gegangen, während in Deutschland schon alle vor dem Weihnachtsbaum saßen und Geschenke auspackten – eine komische Vorstellung, einfach total unwirklich. Ina hatte für ihre beiden taubstummen Schüler noch ein Geschenk von Marieke und außerdem musste sie ihnen noch erklären, dass sie erst im März wiederkommen würde, da sie bis dahin in Sucre fürs DELE(Spanisch-Zertifikat)lernen wird. Die beiden fanden es ziemlich amüsant, dass sie dann so lange keinen „Unterricht“ haben werden.
Wieder in Alcalá angekommen, haben wir erst mal geduscht und uns ein bisschen hergerichtet, da wir am Morgen mit unserem Hostelpapa besprochen hatten, dass seine Tochter Lil gegen sechs anfangen würde bei uns in der Küche zu kochen, wo wir dann auch essen wollten, da im Hostel noch immer ziemlich viele Gäste waren, die dort feiern würden. Die Küche war jedoch um halb acht noch komplett dunkel und natürlich… die Pläne waren mal wieder geändert worden. Lil kochte doch bei ihren Eltern hinten, da alles andere viel zu umständlich gewesen wäre und wir aßen dann auch dort im Hof. Jedoch erst gegen elf, halb zwölf, sodass wir noch genug Zeit hatten vorher in die Kirche zu gehen. Nach dem ersten Läuten der Kirchenglocken ließen wir Lil alleine kochen, die Kirche war jedoch noch leer, denn erst mit dem dritten Läuten sollte die Messe beginnen. Also spazierten wir noch ein bisschen die Straße hoch und runter und sahen zu wie einige Menschen auf der Straße tanzten. Dort wurden wir dann auch gleich ins Haus gezogen, doch als uns der Chicha-Geruch entgegenschlug und wir gleich ein Glas in die Hand gedrückt bekamen, haben wir uns schnell wieder aus dem Staub gemacht. Inzwischen hatte es zum zweiten Mal geläutet und wir setzten uns mit ein paar Jungs vor die Kirche auf die Plaza. Dort trafen wir dann auch noch David, den Bruder von Reina und Carlos, der auch zur Messe gekommen war.
Gegen halb zehn kam schließlich das dritte Läuten und wir gingen hinein. Die Messe war im Vergleich zu einer deutschen Weihnachtsmesse ziemlich kurz und die Kirche war auch ziemlich leer. Es wurde die Weihnachtsgeschichte verlesen, Fürbitte gehalten… und zwischendurch wurden immer wieder Lieder per Gitarre gespielt und gesungen und die Gemeinde klatschte dazu. Am Ende wurden die Gläubigen noch aufgefordert das Christkind anzubeten, im Teil der sogenannten „Adoración“, und die Gemeinde tanzte um den mit bunt blinkenden Lichterketten(bei uns unvorstellbar) verzierten Weihnachtsbaum. Es war kurz nach halb elf als wir zu Lil zurückkehrten. Das Essen war fertig und wir holten nur noch einen Tisch aus unserer Küche dazu. Der Zitrusbaum im Hof war mit Weihnachtskugeln geschmückt worden und der Tisch schön eingedeckt und so konnte es losgehen. Es gab „Koko al Pollo“, Hühnchen mit Nudeln und Kartoffeln in einer Soße mit Wein und Chicha. Sehr lecker! Zum Nachtisch gabs unsere Plätzchen und die Gewürzkuchen-Brownies, die die Jungs am Abend vorher schon gebacken hatten. Zwischendurch haben wir unsere Geschenke übergeben und dann pünktlich um zwölf wünschten wir uns alle Frohe Weihnachten, oder besser gesagt „Feliz Navidad“. Denn wie in den meisten Ländern ist auch in Bolivien erst am 25. Weihnachten, obwohl wie bei uns bereits am 24. Feierlich gegessen wird – wenn auch etwas später. Gerade noch rechtzeitig hat Ina dann mitgehört, dass Lil auch Geburtstag hatte und so haben wir alle noch schnell gratuliertJ. Insgesamt war es ein gemütliches Beisammensein, wenn auch Doña Clivia, unsere Hostelmama, fehlte, weil sie noch in Argentinien auf Familienbesuch war und die Stimmung vom Don etwas gekünstelt wirkte.







Anschließend ging es los zur Party. Denn in Bolivien ist es Brauch, dass die Jugend nach dem familiären Teil noch bis zum Morgengrauen feiern geht. Dazu stand an diesem Abend die „Karaokebar“ von Alcalá (wo sonst nie was los ist) zur Verfügung. Es dauerte eine Weile bis wir dort ankamen, aber dann hatten wir doch noch viel Spaß beim Tanzen und waren erst gegen vier(nicht ganz MorgengrauenJ) wieder im Hostel, nachdem wir noch von zwei leicht angetrunkenen Jungs nach Hause begleitet worden waren. Wir unterhielten uns ein bisschen und erfuhren, dass sie aus La Paz sind, sodass wir ihnen gleich erzählten, dass wir dort hinfahren wollten und unsere Nummern austauschten.

David hatte uns für den 25. eingeladen mit ihm nach Garzas zur Adoración zu kommen und so standen wir schon um halb neun wieder auf und machten uns um zehn auf den Weg zu ihnen. Dort angekommen fanden wir David auf dem Bett liegend und er meinte dauernd, dass es ja „so windig“ sei. Ina schaute dann nochmal in die Hefte von Carlos und Reina und Reina hatte sogar schon mit ihren Hausaufgaben angekommen. Von David bekamen wir das typische Weihnachtsessen, „Buñuelo“(ein frittiertes Teiggebäck) mit Kakao. Anschließend machte er sich nochmal auf den Weg nach Alcalá und wir bastelten in der Zeit einen Kalender für das Jahr 2013. Und dann ging es los nach Garzas. Wir beiden Mädchen zusammen auf einem Pferd. Ina total glücklich über die Reitgelegenheit, ich anfangs etwas angespannt, mit der Zeit aber auch immer lockerer. David war etwas enttäuscht über unser langsames Tempo, aber sonst hätte er ja neben uns herrennen müssen :D.
Als wir in Garzas Grande ankamen – wo wir erst noch Soda kauften und  mit Buñuelos, diesmal mit selbst gemachtem Honig(!) versorgt wurden – war die Anbetung in der Kapelle schon vorbei und die Menschen machten sich auf den Weg zu einem Privathaus, wo die Feier weitergehen sollte. Zunächst wurden aber noch einmal Buñuelos verteilt! Und Ina und ich waren froh, dass wir eine Tüte hatten. Mit dem Pferd konnten wir natürlich nicht den Trampelpfad mitten durch die Wildnis nehmen sondern mussten wieder den selben Weg zurück, den wir gekommen waren. Da in der Zwischenzeit ziemlich dunkle Wolken aufgezogen waren und wir Gringas schon so gesättigt waren, dass wir uns nicht nochmal mit  Picante voll stopfen wollten, haben wir uns entschieden nach Alcalá zurückzukehren. David versuchte uns zu überreden doch noch mit zu kommen, aber letztendlich ist er dann selbst auch erst mal nach Hause gegangen.
Zurück in Alcalá, haben Ina und ich nach einem kurzen Abstecher in den Garten erst mal eine kurze Pause eingelegt, bevor wir noch die Spiele im Spielesalon zusammengeräumt haben, weil jetzt ja der Umzug ansteht. 

Das war dann also unser Weihnachten in Alcalá. Insgesamt habe ich das kalte Deutschland überhaupt nicht vermisst und mal ein Jahr ohne den ganzen Geschenkestress fand ich ziemlich entspannt. Nächstes Jahr dann (vielleicht) wieder umso lieber im gewohnten Ablauf!?









Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen